Wie der Fernsehsender Fox News berichtet, hat es auf dem Uni-Campus in Blacksburg eine Bombendrohung gegeben. Sicherheitsleute hätten ein Verwaltungsgebäude mit dem Büro des Präsidenten umstellt, heißt es, Mitarbeiter mussten ihre Räume verlassen.
Auch zwei Tage nach den Amoklauf an der Virginia Tech sind Hintergründe der Bluttat unklar. Allerdings habe es lange vor dem Massaker Anzeichen gegeben, dass der spätere Täter, der Südkoreaner Cho Seung Hui, gefährlich sei, berichten US-Medien.
Nach Angaben zweier ehemaliger Zimmergenossen war Chos Verhalten "unüblich", er habe von Selbstmord gesprochen und drei Frauen nachgestellt. Die Behörden bestätigten laut CNN, dass im vergangenen Jahr gegen Cho ermittelt wurde, weil er eine Frau persönlich und per E-Mail verfolgt haben soll. Ian MacFarlane, der mit dem Täter in einem Kurs war, sagte laut CNN, Cho habe "sehr anschauliche" und "extrem beunruhigende" Theaterstücke geschrieben. Laut des Besitzers eines Waffengeschäfts, in dem der 23-Jährige im März eine 9-Millimeter-Pistole vom Typ Glock kaufte hatte, sei Cho "unauffällig" gewesen. Nach Angaben der Polizei benutzte der Schütze auch eine Walther vom Kaliber 22.
Der US-Bundesstaat Virginia will nun eine unabhängige Untersuchung des Massakers an der Technischen Hochschule in Blacksburg einleiten. Er werde innerhalb von zwei Tagen eine Mannschaft unabhängiger Ermittler berufen, kündigte Virginias Gouverneur Tim Kaine an. Die Experten sollen demnach vor allem die Reaktion der Sicherheitskräfte und das Krisenmanagement prüfen, das von Studenten und Eltern scharf kritisiert worden ist.
Vorwürfe an Polizei und Universität
Polizei und Universitätsleitung wird vorgeworfen, die Studenten zu spät vor dem Amokläufer gewarnt zu haben. Der 23-jährige Student aus Südkorea hatte sein Massaker am frühen Morgen in einem Wohnheim begonnen und zwei Stunden später in einem nahe gelegenen Vorlesungsgebäude fortgesetzt. Obwohl die Polizei den Täter nach den ersten Schüssen nicht gefasst hatte, lief der Betrieb auf dem Universitätsgelände praktisch uneingeschränkt weiter. Die Polizei erklärte, sie habe die Schüsse in dem Wohnheim für einen isolierten Vorfall gehalten und deswegen zunächst keine weiteren Maßnahmen ergriffen.
Vor dem Hintergrund des Amoklaufs ist auch in Deutschland eine neue Debatte um eine Verschärfung des Waffenrechts entbrannt. "Wir müssen prüfen, ob gesetzlich etwas geschehen muss, um den Handel mit Waffen im Internet zu beschränken", sagte CSU-Innenpolitiker Stephan Mayer der "Passauer Neuen Presse". Der anonyme Internethandel sei die Achillesferse des ansonsten angemessenen Waffenrechts. CDU-Innenexperte Reinhard Grindel plädiert für ein Verbot so genannter Anscheinwaffen. Dies seien täuschend echte Kopien automatischer Kriegswaffen. In den Händen Heranwachsender würden sie die Hemmschwelle zum Waffengebrauch senken und müssten deshalb bei der anstehenden Neufassung des Waffengesetzes verboten werden.
Trittin hält deutsches Waffengesetz für ausreichend
Der außenpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Jürgen Trittin, hält dagegen das "relativ restriktive" Waffenrecht für ausreichend. Eine weitere Verschärfung hält auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) nicht für notwendig. Stattdessen müssten die bestehenden Regeln eingehalten werden, so GdP-Vorsitzender Konrad Freiberg. Viele Sportschützen würden ihre Waffen nicht ordnungsgemäß in verschlossenen Waffenschränken aufbewahren.
SPD-Generalsekretär Hubertus Heil fordert, die Prävention zu verstärken. "Die Gesellschaft muss stärker ein Auge auf psychische Notsituationen haben, in die junge Menschen geraten können", sagte er ebenfalls der "Passauer Neuen Presse" und fügte an: "Deshalb müssen wir an unseren Schulen sozialpädagogische und psychologische Angebote ausbauen und verstärken."