Bundeswehr Unteroffizier soll Soldaten misshandelt haben

Ein Unteroffizier im Fliegerhorst Wunstorf bei Hannover soll fünf Soldaten eineinhalb Jahre lang misshandelt und gedemütigt haben.

Ein Feldwebel der Bundeswehr im Fliegerhorst Wunstorf bei Hannover soll drei Soldaten eineinhalb Jahre lang geschlagen und gedemütigt haben. Der Unteroffizier, gegen den Anklage erhoben wurde, ist vom Dienst suspendiert. Ihm drohen bis zu vier Jahre Freiheitsstrafe. Der 41-Jährige steht im Verdacht, die 20 bis 22 Jahre alten Untergebenen in 51 Fällen drangsaliert zu haben, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Hannover am Donnerstag und bestätigte damit Medienberichte. Zuvor war von fünf Opfern die Rede gewesen. Das Verteidigungsministerium in Berlin wollte sich dazu nicht äußern, da es sich um laufende Ermittlungen handle.

Boxhiebe und Nackenschläge für Untergebene

Der Unteroffizier soll Soldaten in einer Werkstatt mit Boxhieben und Nackenschlägen attackiert haben. Andere seien mit Kabelbindern etwa an einen Stuhl gefesselt worden. Zudem habe er Soldaten auf Oberarme und Oberschenkel geschlagen und "mit dem Finger an Ohrläppchen geschnippt". Der Verteidiger, Rechtsanwalt Dierk Panneke, sagte, bei den Vorfällen habe es sich im Grunde um übliche Umgangsformen bei der Bundeswehr gehandelt.

Panneke betonte, der Angeklagte bestreite solche Vorfälle nicht. "Aber das haben die gegenseitig gemacht." Dies sei lange Zeit als "pseudo-kameradschaftliches Verhalten" akzeptiert worden. Ausschlag gebend für die Anschuldigungen sei letztlich eine Beurteilung des Angeklagten über einen untergebenen Soldaten gewesen, die diesem nicht gefallen habe, sagte Panneke.

Die Hauptverhandlung war ursprünglich für den 26. Februar am Amtsgericht Neustadt am Rübenberge angesetzt, wurde nun aber auf unbestimmte Zeit verschoben. Die Verteidigung hatte kurzfristig noch rund 20 Zeugen benannt, wie das Amtsgericht mitteilte.

Bei Misshandlung droht die Entfernung aus dem Dienst

Der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes, Oberst Bernhard Gertz, sagte der Wunstorfer "Leine-Zeitung": "Wenn ein Vorgesetzter einen Untergebenen misshandelt, und entwürdigend behandelt, gibt es nach unserer Rechtsordnung nur eine Konsequenz: die Entfernung aus dem Dienstverhältnis."

Weitere Misshandlungen oder Übergriffe habe es an dem Standort nicht gegeben, sagte der Presseoffizier des Fliegerhorstes, Bodo Meier. Beim Lufttransportgeschwader 62 in Wunstorf arbeiten 2200 Soldaten und zivile Angestellte.

DPA

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