True Crime Nach fast 50 Jahren Gefängnis: "Großbritanniens gefährlichster Häftling" Charles Bronson bittet um Freilassung

Charles Bronson
Charles Bronson auf einem Foto aus dem Jahr 1992 – damals verbrachte er 53 Tage in Freiheit, bevor wieder wegen Verabredung zu einem Raubüberfall inhaftiert wurde
© PA / Picture Alliance
Charles Bronson hat zehn Male im Gefängnis Geiseln genommen und gilt als extrem gewalttätig. Doch jetzt hofft der 69-Jährige auf seine Freilassung: Von ihm gehe keine Gefahr mehr aus, sagen seine Anwälte.

Seit fast 50 Jahren, mit nur kurzen Unterbrechungen, sitzt der als Charles Bronson bekannte Straftäter im Gefängnis. Der mittlerweile 69-Jährige wird in der englischen Boulevardpresse mitunter als "Großbritanniens gefährlichster Häftling" bezeichnet: 1974 kam er wegen eines bewaffneten Raubüberfalls erstmals in Haft, während seiner Zeit im Gefängnis nahm Bronson mehrmals Wärter und Häftlinge als Geiseln. Er gilt als extrem gewaltbereit.

Doch nun hofft Bronson, der als Michael Gordon Peterson geboren wurde und sich 2014 in Charles Arthur Salvador umbenannte, auf seine Freilassung. Demnächst soll er vor dem Parole Board erscheinen, der entscheidet, ob Gefangene auf Bewährung freigelassen werden können.

Sein Anwalt Dean Kingham hat zudem den britischen Justizminister Dominic Raab um eine Begnadigung seines Mandanten gebeten. Bronson sei nun schon mehrere Jahre lang nicht gewalttätig gewesen und stelle kein Risiko mehr dar.

Charles Bronson: "Wofür bin ich im Gefängnis?"

Der Häftling selbst meldete sich mit einer Sprachnachricht zu Wort, die er aus seiner Zelle an den Fernsehsender Sky News verschickte. "Ich habe nie jemanden ermordet, ich habe nie jemanden vergewaltigt", sagt er darin. "Wofür bin ich im Gefängnis? Die Leute glauben es nicht. Sie denken, ich bin ein Serienmörder."

Bronson hatte 1983 im berüchtigten Hochsicherheitsgefängnis Broadmoor mehrere Geiseln genommen. Zwischen 1994 und 1999 war er für drei weitere Geiselnahmen verantwortlich – unter anderem die eines Kunstlehrers im Gefängnis, der ein Bild von ihm kritisiert hatte.

2000 wurde Bronson wegen einer erneuten Geiselnahme zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Für ihn wurden eigens besondere Sicherheitsmaßnahmen eingeführt, eine Freilassung auf Bewährung wurde ihm seither immer verwehrt. Insgesamt war Bronson an zehn Geiselnahmen beteiligt und hat mindestens 20 Gefängniswärter angegriffen.

Öffentliche Anhörung vor dem Bewährungsausschuss

Bronsons Anwalt behauptet, dass das Gewaltpotenzial bei seinem Mandanten in den vergangenen fünf Jahren "signifikant abgenommen" habe. Die psychologische Forschung zeige außerdem, dass das Gewaltrisiko bei 70-Jährigen gegen Null gehe. Bronson erreicht dieses Alter im Dezember.

"Der Bewährungsausschuss lässt regelmäßig verurteilte Mörder frei. Das ganze Prinzip beruht auf der Reduzierung des Risikos", argumentiert Kingham. Nach Ansicht des Anwalts ist der 69-Jährige mittlerweile ein "politischer Gefangener", der keine Gefahr mehr für die Öffentlichkeit darstelle.

Einen Erfolg hat Bronson bereits errungen: Wenn er vor dem Bewährungsausschuss steht, wird zum ersten Mal eine Verhandlung des Gremiums öffentlich geführt werden. Das hatte der High Court of Justice im vergangenen Jahr entschieden.

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"Ich bin der erste Mann in Großbritannien, der eine öffentliche Anhörung bekommt, und der Grund, warum ich das tue, ist, weil ich zeigen möchte, was das System mir angetan hat", sagte Bronson in seiner Sprachnachricht aus dem Gefängnis.

Quelle: Sky News

epp

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