Chicago Security-Mann ruft die Polizei - und wird von der Polizei erschossen

Chicago: Wachmann wird von Polizei erschossen, weil er Afroamerikaner ist?
In Chicago wurde ein Wachmann von einem Polizeibeamten erschossen. Der Vorfall sorgt für Fassungs- und Ratlosigkeit. (Symbolbild) 
© Scott Olson / Getty Images / AFP
Der Wachmann Jemel Roberson, 26, wurde von einem Polizeibeamten erschossen. Obwohl er zuvor bei einer Schießerei wahrscheinlich Leben gerettet hat. Warum? Der Verdacht: Weil er Afroamerikaner war.

Es ereignet sich gegen 4 Uhr morgens (Ortszeit), in einem Vorort von Chicago. Das Security-Personal bittet eine Gruppe von Männern die "Manny's Blue Room Bar" aufgrund von Streitereien zu verlassen. Mindestens ein Mann kehrt später in die Bar zurück. Und eröffnet das Feuer.

Vier Menschen, inklusive dem mutmaßlichen Schützen, werden verletzt. Es hätten mehr sein können, wäre Jemel Roberson, 26, nicht eingeschritten. Er ist an diesem Abend als Wachmann im "Manny's Blue Room Bar" im Einsatz. Er erwidert das Feuer und kann den Mann überwältigen. Roberson "hielt jemanden mit seinem Knie auf den Boden, die Waffe auf seinem Rücken", schildert ein Augenzeuge die Szene. 

Dann erreicht die Polizei den Tatort, ein Beamter eröffnet das Feuer. Und schießt auf Jemel Roberson, den Wachmann. Wenig später wird er auf den Weg ins Krankenhaus für tot erklärt.

"Alle schrien: 'Security! Er ist ein Security!'"

Der Vorfall, über den unter anderem der britische "Guardian" und das US-Portal "Vox" berichten, sorgt für Fassungs- und Ratlosigkeit. Roberson hat wahrscheinlich Leben gerettet. Warum musste er sein eigenes dafür lassen? 

Der Verdacht: Weil er ein bewaffneter Afroamerikaner war.

Als die Polizei den Tatort erreicht und umgehend das Feuer auf Roberson eröffnet habe, so schildert es Adam Harris dem lokalen Sender WGN-TV, habe man über die Umstände aufklären wollen. "Alle schrien: 'Security! Er ist ein Security-Mann!'", so der Zeuge. Doch die Polizei habe ganz einfach ihre Polizeiarbeit gemacht - einen schwarzen Mann mit einer Waffe gesehen und ihn getötet.

Laut Sophia Ansari, Sprecherin der zuständigen Polizeibehörde, war Jemel Roberson dazu befugt eine Waffe zu tragen. Er sei der einzige, der bei dem Vorfall gestorben ist. Es gebe vier Verletzte, darunter der mutmaßliche Schütze, die keine lebensgefährlichen Verletzungen davon getragen hätten. 

Fall in Chicago erinnert an tödliche Schüsse von 2014 

Polizeichef Daniel Delaney sagte laut "Guardian" in einem Statement, dass ein Polizeibeamter auf "ein Objekt mit einer Waffe" ("a subject with a gun") geschossen habe. Die Person wurde erst später als Roberson identifiziert. Über den Polizeibeamten sind bisher keine weiteren Details bekannt. Er sei zunächst beurlaubt. Die Ermittlungen liegen nun bei einer eigens eingerichteten Task Force in Illinois. Bis zum Abschluss der Ermittlungen wolle man sich nicht näher äußern, schreibt der "Guardian".

Reverend Marvin Hunter bezeichnete Roberson als "anständigen jungen Mann" und vielversprechenden Keyboard-Spieler. Der 26-Jährige hätte oft in seiner und anderen Kirchen in der Umgebung gespielt. Er verurteilte den Vorfall.

Hunter hatte womöglich mit einem ähnlichen Vorfall von tödlicher Polizeigewalt gegen Afroamerikaner in seinem Familienkreis zutun: Er ist der Großonkel von Laquan McDonald, ein Teenager, der 2014 mit 14 Schüssen von einem Chicagoer Polizist auf offener Straße getötet wurde. Vor rund einem Monat wurde dieser wegen Totschlags schuldig gesprochen.

fs

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