"Meine Tochter wurde eben tot aufgefunden. Die Suche ist beendet." Am Donnerstagabend wurde für Christina R. aus den schlimmsten Befürchtungen traurige Gewissheit. Wenige Stunden zuvor hatte sie bei Facebook noch einen verzweifelten Aufruf veröffentlicht und um Hilfe bei der Suche nach Marie Sophie gebeten. Sie war am Mittwoch als vermisst gemeldet worden. Der Fund einer Mädchenleiche am Donnerstagnachmittag an einer Scheune, nicht einmal einen Kilometer vom Wohnhaus des Mädchens entfernt, hatte alle Hoffnungen der Mutter zunichtegemacht. Marie Sophie ist tot, ermordet mit gerade einmal 14 Jahren (der stern berichtete).
"Ein Mann hatte beim Holzmachen den Leichnam der jungen Frau bei einer Baumgruppe an einem Feldrand außerhalb der Ortschaft und dort im Bereich eines Holzstapels entdeckt", teilten Polizei und Staatsanwaltschaft mit. Keine zwei Stunden nach dem Leichenfund nahmen die Ermittler bereits einen Tatverdächtigen fest: einen 20-Jährigen aus dem Bekanntenkreis des Opfers. Er sitzt nun "wegen des dringenden Tatverdachts des Mordes" in Untersuchungshaft.

Für Christina R. war die Festnahme keine Überraschung. "Ich habe sofort gesagt, wer's war", sagte sie im Interview mit RTL. "Derjenige hat noch mit uns kommuniziert, die ganze Zeit, wollte uns eigentlich noch helfen", schilderte sie. Sein Verhalten sei auffällig gewesen.
Verdächtiger hatte Marie Sophies Handy bei sich
Das Verhalten des 20-Jährigen brachte offenbar auch die Ermittler auf die Spur des Verdächtigen. Er soll in der Nähe des späteren Leichenfundortes beobachtet worden sein und wurde noch während der Suche nach Marie Sophie von der Polizei vernommen. "Seine damaligen Angaben rückten ihn nach Auffinden der Leiche in den Fokus der Ermittlungen", erklärten die Beamten. Eine Durchsuchung habe dann den Anfangsverdacht erhärtet. Der Verdächtige hatte das Handy der Toten bei sich, zudem seien weitere Beweismittel sichergestellt worden. Weitere Details zu den Ermittlungen teilten Staatsanwaltschaft und Polizei nicht mit.
Auch ob sich der Tatverdächtige bereits zu den Vorwürfen und einem möglichen Motiv für den Mord an der 14-Jährigen geäußert hat, ist nicht bekannt. Marie Sophies Mutter äußerte bei RTL einen Verdacht: "Er war halt besessen von ihr." Eigentlich hätten ihre Tochter und der Verdächtige keinen Kontakt haben sollen. Man hätte die Tat verhindern können, sagte Christina R. und wendete sich dann ab.
Die Ermittlungen in dem Fall gingen auch zwei Tage nach dem Fund der Leiche noch weiter, sagte ein Sprecher der Polizei am Samstagvormittag der Nachrichtenagentur DPA. Unter anderem sollte geklärt werden, wie Marie Sophie genau getötet wurde. Doch auch nach der Obduktion des Leichnams hielten sich die Behörden dazu bedeckt, erklärten lediglich, dass "die 14-Jährige das Opfer einer Gewalttat geworden ist".

In Bad Emstal, einem beschaulichen Kurort mit 6000 Einwohnern, rund 20 Kilometer von Kassel entfernt, ist das Entsetzen über den Mord groß. "Es ist schrecklich. Das ganze Dorf ist entsetzt, dass so etwas bei uns passiert", sagte eine Spaziergängerin am Freitag der DPA.
Trauer und Bestürzung in Bad Emstal
Stefan Frankfurth, der Bürgermeister der Gemeinde, schrieb: "Es ist ein Ereignis, dass eine Gemeinde wie die unsere schwer erschüttert." Die Anteilnahme der Bevölkerung sei überall zu spüren. Ein Familienfest in dem Ort wurde vor dem Hintergrund des Verbrechens abgesagt. Stattdessen öffnete die Evangelische Kirchengemeine Bad Emstal-Sand ihre Pforten, "um einen Raum für Stille, Gebet und Gespräch zu ermöglichen". Ein Kondolenzbuch lag aus, Kerzen wurden entzündet. Es sei "etwas Schreckliches" passiert. Für den Samstagabend ist eine Trauerandacht geplant.
Am Fundort der Leiche sowie an der Gesamtschule, die Marie Sophie besucht hatte, wird derweil die riesige Anteilnahme am Tod des Mädchens sichtbar. Ein Meer aus Kerzen, Blumen, Kuscheltieren. Viele Trauernde haben persönliche Botschaften hinterlassen. "Ruhe in Frieden. Du wirst immer geliebt und niemals vergessen."
Christina R. meldete sich am Samstagmittag in ihrer Trauer und Verzweiflung erneut bei Facebook zu Wort. "Komm doch einfach nach Hause, mein Kind!"
Quellen: Polizeipräsidium Nordhessen, RTL, Stefan Frankfurth, Evangelische Kirchengemeine Bad Emstal-Sand, Christina R. bei Facebook, Nachrichtenagentur DPA
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