Wenn er schwieg, wirkte der kleine, untersetzte Mann mit der großen, viereckigen Brille unauffällig. Wenn er aber sprach, dann erlebten die Zuhörer im Landgericht Hannover einen cholerischen, aufbrausenden 53-Jährigen, der sich beängstigend in Rage redete.
Diesen Mann verurteilte die Schwurgerichtskammer nun wegen heimtückischen, grausamen Mordes an seiner Ehefrau zu lebenslanger Haft. "Er hat sie vorsätzlich getötet, indem er sie mit Benzin übergossen und angezündet hat", sagte die Vorsitzende Richterin.
Jede Rettung kam zu spät
Wie eine lebende Fackel war die lichterloh brennende Frau im Januar in Gehrden bei Hannover nach Zeugenaussagen über die Straße getaumelt und hatte "Hilfe" gerufen. Niemand konnte sie jedoch noch retten. Sie starb an ihren schweren Brandverletzungen. Auslöser für die hinterhältige Attacke war nach Überzeugung der Richter die Trennung des Opfers von seinem Ehemann. Schon seit vielen Jahren habe es zwischen den Eheleuten, die 1999 als Spätaussiedler aus Kasachstan nach Deutschland kamen, Streit gegeben.
Der Angeklagte, ein Agraringenieur, der in seiner Heimat Direktor einer Pelztierfarm gewesen ist, habe in Deutschland nie Fuß gefasst. Er habe die Sprache nicht gelernt, fand keine adäquate Arbeit. Seine Frau erwirtschaftete den Lebensunterhalt der Familie. "Im Gegensatz zu seiner Ehefrau hat er einen sozialen Abstieg genommen", sagte die Vorsitzende Richterin in ihrer Urteilsbegründung.
Die Ehefrau hatte die Scheidung angekündigt
Der 53-Jährige sei bei den Streitereien handgreiflich geworden, auch gegen die drei inzwischen erwachsenen Kinder. Wie hochfahrend der Mann reagieren konnte, wurde auch im Gerichtssaal deutlich. Wild fuchtelnd und mit der Handkante auf das Mobiliar schlagend hatte er sich bei seinem "letzen Wort" in eine Schimpftirade hineingesteigert. Danach klagte er über Herzschmerzen. "Man konnte einen kleinen Einblick gewinnen, wie es in seinem Hause zugegangen sein mag, wenn gestritten wurde. Da kann es einen eigentlich nur noch schaudern", meinte die Richterin. Wegen der starken Blutdruck-Schwankungen des Mannes war eine erste Auflage des Prozesses im Juni abgebrochen worden.
Häufig war die Ehefrau nach den Streits für ein paar Tage zu ihrer Mutter geflüchtet. Der 53-Jährige habe ihr gedroht, er werde sie töten, wenn sie sich von ihm trenne. Im Januar sei die gleichaltrige Frau jedoch "fest entschlossen" gewesen, "sich nunmehr endgültig von ihm zu trennen", sagte die Richterin. Die Frau nahm sich eine Anwältin, die in einem Schreiben an den Ehemann die Absicht der Scheidung ankündigte.
Er kaufte einen Strauß Blumen - und zwei Liter Benzin
Daraufhin wollte der Angeklagte die Frau treffen, sich mit ihr versöhnen. Er kaufte einen Blumenstrauß - und nahm noch mindestens zwei Liter Benzin mit. Im Prozess hatte er gesagt: "Ich wollte sie einfach erschrecken, sonst nichts." Zeugen schilderten dem Gericht, wie er hinter einer Ecke versteckt der Frau auflauerte. Hinterrücks und ohne Vorwarnung habe er ihr das Benzin über den Kopf gegossen und entflammt. Ein Gutachter hatte ausgesagt, das Opfer müssen bei vollem Bewusstsein unvorstellbare Schmerzen erlitten haben.
Die Mutter und die drei Kinder der Getöteten hörten unter Tränen zu, wie die Richterin das Urteil begründete. Die Kammer stellte die besondere Schwere der Schuld fest, so dass der Mann nicht mit einer vorzeitigen Haftentlassung nach 15 Jahren rechnen kann. Sein Verteidiger kündigte Revision an.