Wenige Wochen nach dem Ausbruch von zwei Schwerverbrechern aus dem Aachener Gefängnis ist in Nordrhein-Westfalen erneut zwei Inhaftierten die Flucht gelungen. Die beiden 34 und 25 Jahre alten Häftlinge entkamen laut Landesjustizministerium am Dienstag über das Dachfenster einer Toilette aus dem Gefängnis in Münster. Anschließend kletterten sie an einer Regenrinne vom Dach und flüchteten.
Nach ersten Erkenntnissen konnten die beiden Gefangenen aus dem WC des gefängniseigenen Stuhlproduktionsbetriebs über ein Oberlicht entkommen, bei dem ein Gitterstab herausgebrochen war. Die Männer verbüßten den Angaben zufolge Haftstrafen zwischen zwei und vier Jahren wegen Einbruchs und Bandendiebstahls, die sie 2011 beziehungsweise 2012 abgesessen hätten. Als gewalttätig gelten sie nicht.
Erst im November hatte der Ausbruch der beiden Schwerkriminellen aus der Justizvollzugsanstalt (JVA) Aachen eine Diskussion um die Sicherheit der Gefängnisse in Nordrhein-Westfalen ausgelöst. Die unter anderem wegen Mordes und Mordversuchs zu lebenslanger Haft und anschließender Sicherungsverwahrung verurteilten Männer waren mit zwei Pistolen geflohen und hatten vorübergehend mehrere Geiseln genommen, bevor sie wieder festgenommen werden konnten.
Im Zusammenhang mit dem Aachener Ausbruch nahm derweil nach Angaben des Düsseldorfer Justizministeriums eine Expertenkommission zur "Optimierung der Sicherheitsstrukturen" im NRW-Justizvollzug ihre Arbeit in der JVA Aachen auf. "Die Experten werden kurzfristig auch die Sicherheit in der JVA Münster unter die Lupe nehmen", kündigte Landesjustizministerin Roswitha Müller-Piepenkötter (CDU) in Düsseldorf an. Der Vorfall in Münster zeige, wie wichtig die Arbeit der mit Sicherheitsexperten und externen Berater besetzten Kommission sei.
"Wir haben zwar die Ausbruchszahlen deutlich gesenkt, aber es gibt offenbar immer noch Schwachstellen", erklärte die Ministerin. Die Leiter aller NRW-Gefängnisse würden für Mittwoch zu einer Dienstbesprechung ins Ministerium beordert.