Großbritannien Frau musste sich in Zelle komplett nackt ausziehen – Polizei muss hohe Strafe zahlen

  • von Annika Redmer
Polizisten in Großbritannien. Die britische Polizei musste einer Frau Entschädigung zahlen, weil sie nackt in einer Zelle sitzen musste. (Symbolbild)
Polizisten in Großbritannien. Die britische Polizei musste einer Frau Entschädigung zahlen, weil sie nackt in einer Zelle sitzen musste. (Symbolbild)
© Rasid Necati Aslim/ / Picture Alliance
Yvonne Farrell wurde im August 2018 inhaftiert, nachdem sie auf dem Auto ihres Partners gesessen hatte, welches abgeschleppt werden sollte. Doch auf der Polizeistation beginnt ihr Alptraum, denn sie wird gezwungen, ihre Kleidung auszuziehen. Nach einer Klage muss die Polizei nun eine hohe Entschädigung zahlen.

Es ist der 2. August 2018: Yvonne Farrell kommt auf die Polizeistation in Hertfordshire und wird inhaftiert, als sie sich weigert ihren Namen zu sagen. In ihrer Zelle wird sie die ganze Zeit mit einer Überwachungskamera überwacht. Die Polizisten fordern sie auf, sich auszuziehen und gaben ihr nur ein knappes Crop-Top und eine Hot-Pants als Ersatz.

Die mehr als 50 Jahre alte Frau fühlte sich damit sehr unwohl: "Hören Sie, das ist keine passende Kleidung. Ich brauche etwas Langes zum Anziehen." Denn Yvonne Farrell ist eine Rastafari: nach dieser Glaubensrichtung müssen Frauen bescheiden gekleidet sein und sollten keine engen und zu kurzen Hosen tragen. Da ihr die Beamten keine andere Kleidung gaben, saß Farrell daraufhin mehrere Stunden komplett nackt in ihrer Zelle.

Polizei zwingt Frau, sich auszuziehen: "Sie haben mich gedemütigt"

Grundsätzlich dürfen Polizeibeamte einer verhafteten Person die Kleidung abnehmen, wenn sie davon ausgehen, dass die Person sich oder die Einrichtung damit verletzen könnte, die Kleidung als Beweismittel gilt oder sie zur Flucht genutzt werden kann. Laut Farrell beriefen sich die Polizisten auf diese Regelung: "Wir wissen nichts über Sie, also können Sie sich verletzen. Daher nehmen wir Ihre Kleidung ab."

Yvonne Farrell erklärt in dem Interview, dass man sie und ihre Religion hätte respektieren sollen und ihr nicht dieses "Teenager-Outfit" hätte geben sollen: "Das zeigt nur, dass sie mich demütigen wollten – sie haben mich gedemütigt."

Zuerst wurde ihre Beschwerde abgelehnt

Nachdem sie freigelassen wurde, legte Yvonne Farrell Beschwerde bei der Polizei ein. Nachdem diese abgelehnt wurde, nahm sie die Hilfe von einem Anwalt in Anspruch, der sich auf Verfahren gegen die Polizei spezialisiert hat. Mit Erfolg: Die Polizei entschuldigte sich für die Art und Weise, wie Farrell behandelt wurde, und erklärte sich bereit, ihr 45.000 Pfund Schadensersatz zu zahlen. Doch auf ihre Anschuldigung, dass sie gezwungen wurde, gingen sie nicht ein.

Die stellvertretende Polizeipräsidentin der Hertfordshire Polizei entschuldigte sich daraufhin in einem Brief an sie: "Ich stimme zu, dass sie nicht hätten verhaftet werden dürfen." Außerdem entschuldigte sie sich für alle Verletzungen, die sie durch die Verhaftung erlitten habe.

Yvonne Farrell lebt nun in der Karibik

Aufgrund dieses Erlebnisses, von dem sie auch körperliche und psychische Folgen erlitten habe, ist Farrell in die Karibik gezogen. Am schlimmsten sei es für sie, dass die betroffenen Beamten versucht hätten, damit wegzukommen, als ihre erste Beschwerde abgelehnt wurde.

Farrells Fall sei in Großbritannien kein Einzelfall. Ehemalige Polizeibeamten sagten, dass Polizisten mehr Verständnis für Minderheitengruppen bräuchten: Auch Sir Peter Fahy, der ehemalige Polizeichef des Großraums Manchester, sagte, die Beamten müssten für den Umgang mit einer komplexen, vielfältigen Gesellschaft mit weitaus höheren Erwartungen und Verantwortlichkeiten gerüstet sein.

Quelle: BBC

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