Geplanter Amoklauf Trittbrett-Fahrer machen Polizei irre

Drei Männer kündigen einen Amoklauf an einer Berufsschule in Achern an, ein 16-Jähriger macht dunkle Andeutungen in Marsberg - die Polizei hat nach dem geplanten Amoklauf von Offenburg massive Probleme mit Trittbrett-Fahrern.

Nach der Amok-Drohung im Internet hat die Polizei am Donnerstag in Baden-Württemberg drei Männer festgenommen. Hintergrund ist eine anonyme E-Mail vom Mittwochabend, worin ein Überfall auf eine Schule im badischen Achern angekündigt wurde. Die Verdächtigen wurden laut Polizei im Raum Achertal oberhalb des Schwarzwaldortes festgenommen. Einer von ihnen habe gestanden, die anonyme Mail verschickt zu haben. Die Nachricht stamme von einem der Computer, die die 19, 23 und 35 Jahre alten Männer in ihrer Wohnung stehen hatten, teilte die Polizei mit. Die Vernehmung dauert noch an."Natürlich gibt es jetzt Trittbrettfahrer", sagte eine Sprecherin des Innenministeriums am Donnerstag in Stuttgart.

Nachahmer planten Amoklauf in Achern

In der E-Mail vom Mittwochabend ein Unbekannter unter dem Namen Dirk Bach auf die Sicherheitsmaßnahmen der Polizei sowie den Tod des 18-jährigen Schülers verwiesen und einen Überfall auf die Berufsschule in Achern angekündigt. Die Polizei solle nicht glauben, dass sie ihn habe, hieß es demnach in dem Schreiben. Die Mail war über ein Internet-Formular auf der Website der Polizei Baden-Württemberg abgeschickt worden. Ob das Trio auch für die im Internet verbreitete Drohung, am Nikolaustag Amok einer Schule in Baden-Württemberg zu laufen, verantwortlich seien, wird laut Polizei noch geprüft. Offenbar handele es sich aber um Trittbrettfahrer.

Auch in Marsberg (Nordrhein-Westfalen) hat die Polizei am Donnerstag einen 16-Jährigen vorläufig festgenommen, um einen möglichen Amoklauf des Schülers zu verhindern. Der Jugendliche aus dem Sauerland hatte zuvor im Internet angedeutet, dass er zwar keinen konkreten Amoklauf starten wolle, sich aber manchmal aus Hass dazu fähig fühle, teilte die Polizei mit. Außerdem seien aus seinen Äußerungen konkrete Selbstmordabsichten hervorgegangen. Bei einer Durchsuchung seiner Wohnräume seien keine Waffen oder gefährliche Gegenstände gefunden worden, mit denen er seine Ankündigungen in die Tat hätte umsetzen können.

Weiter hohe Sicherheitsmaßnahmen

Auf Anordnung der Staatsanwaltschaft wird die Leiche des 18- jährigen Schülers aus Offenburg obduziert, der sich am Mittwoch mit der Waffe seines Vaters unweit des Elternhauses erschossen hat. Ein Termin für die Untersuchung stand allerdings noch nicht fest. Ob der 18-Jährige die Amoklauf-Drohung im Internet verfasst hatte, ist unklar. So genannte "Killerspiele" wie das Computerspiel "Counter Strike" seien auf dem Rechner des Schülers bislang nicht gefunden worden, sagte der Offenburger Polizeisprecher Emil Roth dem Nachrichtensender N24. Es gebe aber eine Software, mit der das Spiel im Internet gespielt habe werden können. Bislang gebe es jedoch keine Bestätigung dafür, dass er der gesuchte Teilnehmer war, der gegenüber anderen Spielern für den Nikolaustag einen Amoklauf angekündigt hatte.

Unterdessen bleiben an vielen Schulen in Baden-Württemberg die Sicherheitsmaßnahmen bestehen. "Wir halten an unseren Maßnahmen fest, aber nicht in dem Umfang wie gestern", sagte der Leiter des Karlsruher Helmholtz-Gymnasiums, Hugo Oettinger. "Lediglich zwei Eingänge sind geöffnet und die Lehrer weiterhin besonders aufmerksam." Die Polizei kündigte an, das Gebäude während des Unterrichts zu bewachen. Zudem seien zahlreiche Kräfte auf Schulwegen und in öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. Bei der Hotline für besorgte Eltern, die das Kultusministerium an den Regierungspräsidien eingerichtet hatte, gingen am Mittwoch 2500 Anrufe ein.

AP · DPA
DPA/AP

PRODUKTE & TIPPS

Kaufkosmos