Ein Gewaltexzess zweier 13-jähriger Schüler erschüttert München: Die beiden Jungen sollen eine demenzkranke 83-Jährige aus dem Stadtteil Milbertshofen gequält und gedemütigt haben. Ersten Ermittlungen zufolge traten sie die auf dem Boden liegende Frau, bespritzten sie mit Rasierschaum, Parfüm und Kräuterschnaps, wie die Polizei am Mittwoch mitteilte. Einer der Täter soll auch auf die Frau uriniert haben. Zudem träufelten sie ihr Maggi in die Augen. Die Ermittler gehen davon aus, dass sie sich mehrere Stunden in der Gewalt ihrer Peiniger befand, bevor diese sie hilflos zurückließen.
Das Motiv für die Tat sei bisher völlig unklar, sagte ein Kriminalbeamter. Die Ermittlungen gestalteten sich schwierig. Die demente Frau habe bisher keine Aussagen machen wollen. Die 13-Jährigen bezichtigten den jeweils anderen, die Tat allein begangen zu haben. Die Polizei will nun unter anderem die Handys der Jungen auf der Suche nach Beweisen auswerten.
Ein Täter kannte das Opfer schon länger
Einer der 13-Jährigen kannte die Frau schon länger. Er habe seit vier Monaten kleinere Erledigungen wie Einkäufe für sie gemacht, berichtete die Kripo. Am Rosenmontag habe er die Frau anscheinend aber so stark gegen das Schienbein getreten, dass sie nur noch unter Schmerzen gehen konnte. Sie habe daraufhin den Kontakt zu dem 13-Jährigen abgebrochen, habe aber niemanden informiert oder um Hilfe gebeten. Die Polizei geht davon aus, dass dieser Junge den größeren Anteil an der Tat hatte.
Nach bisherigen Erkenntnissen stellt sich der Ablauf der Tat in etwa folgendermaßen dar: Die beiden Schüler besuchten die Frau am Montagnachmittag in ihrer Wohnung. Bei den Misshandlungen spritzen sie ihr auch Rasierschaum in den Mund und flößten ihr gewaltsam Kräuterschnaps ein. Die Frau erlitt unter anderem an den Augen Verletzungen. Ob Spätfolgen bleiben, sei noch offen, sagte der Beamte. Das Opfer wird derzeit noch stationär im Krankenhaus behandelt.
Die Tat wurde bekannt, weil einer der Jungen sie der Mutter des anderen beichtete. Diese alarmierte die Polizei. Am Montagabend fanden die Beamten schließlich die völlig verstörte und schwer in Mitleidenschaft gezogene Rentnerin noch immer auf dem Boden liegend in ihrer Wohnung vor. Sie sei aber noch fähig gewesen, vom Boden die Türe zu ihrer Wohnung zu öffnen.
Ein Junge in Psychiatrie eingewiesen
Der mutmaßliche Haupttäter wurde noch am Montag in ein psychiatrisches Krankenhaus eingewiesen, da er offenbar von einer Selbstmordabsicht gesprochen hatte. Der Junge ist nach Polizeiangaben seit frühester Kindheit verhaltensauffällig und war bereits in ambulanter psychologischer Behandlung. Unter anderem soll er bereits mehrfach von Zuhause abgehauen sein. Als gewalttätig war er bisher allerdings nicht bekannt.
Der zweite Junge habe angegeben, er sei gezwungen worden, in der Wohnung zu bleiben, so die Polizei. Auch dieser 13-Jährige sei dem Jugendamt bereits bekannt und in der Vergangenheit von seinen Eltern ausgerissen.
Strafrechtliche Folgen haben die beiden Jungen nicht zu befürchten. Sie seien strafunmündig, erklärte die Polizei. Dies sei derzeit reine Sache des Jugendamtes, hieß es. "Natürlich werden wir das ausermitteln, aber das war's dann letztlich", sagte ein Polizeibeamter.