Esra A. wurde mit mehr als einem Dutzend Messerstichen erstochen, der Täter soll ihr Ehemann sein. Die Tat ereignet sich auf einem Parkplatz in Burgdorf, einer Kleinstadt in der Nähe von Hannover – auf offener Straße und vor mehreren Zeug:innen. Der 37-Jährige soll seine Frau überraschend von hinten angegriffen haben, als sie in ihr Auto einsteigen wollte. Das teilte die Staatsanwaltschaft Hildesheim mit, die die Ermittlungen übernommen hat.
Der mutmaßliche Täter sitzt nun wegen Mordes in Untersuchungshaft. Er und seine Frau sind jesidische Kurden, Hintergrund der Tat ist offenbar eine bevorstehende Trennung. "Es scheint zutreffend zu sein, dass es Probleme in der Ehe gegeben hat und dass eine Trennung im Raum stand", sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Esra A. wurde nur 35 Jahre alt.
Ermordete Jesidin: Söhne trauern auf Instagram
Sie hinterlässt zwei Zwillingssöhne im Alter von 16 Jahren. Die Familie hat eine Instagram-Seite im Gedenken an die ermordete Esra A. eingerichtet. Ihr Name: "Gerechtigkeit für Esra". Zum Muttertag verfassten die Söhne einen bewegenden Trauerpost: "Heute ist Muttertag und wir hatten dir eine Kleinigkeit vorbereitet, haben uns auf den Tag mit dir gemeinsam gefreut, doch nun sitzen wir hier alleine", schreiben sie.
"Wir sind dankbar für alles was du uns gegeben hast und stolz darauf dich unsere Mama nennen zu dürfen. Wir vermissen deine lustige Art, deinen Duft und deine Stimme. Es gibt keine Sekunde, an der wir nicht an dich denken", so die Söhne in dem Beitrag.

Esra A. wollte sich offenbar von ihrem Mann trennen
Auf dem Instagram-Account bestätigt die Familie auch, dass die geplante Trennung das Tatmotiv für den Femizid war. Wie die "Bild"-Zeitung berichtet, hatte Esra A. einen Job in einer Tankstelle und wollte ihren Mann verlassen. Daraufhin soll dieser sie getötet haben. Der mutmaßliche Täter selbst hat gegenüber der Polizei noch nicht ausgesagt.
In Hannover gedachten bei einer Trauerveranstaltung am Freitag mehr als 60 Menschen der ermordeten Jesidin, die mit ihrer Familie im Landkreis Celle lebte. Die Kundgebung wurde unter anderem vom jesidischen Frauenverband organisiert.
In der ethnisch-religiösen Gruppe der Jesid:innen kommt es immer wieder zu Feminiziden, wenn Frauen ihr eigenes Leben aufbauen oder sich von ihrem Partner trennen wollen. Männer reagieren darauf oft mit Gewalt, bis hin zum Mord. Jesid:innen ist es nur erlaubt, innerhalb ihrer Gemeinschaft zu heiraten. In Deutschland leben etwa 200.000 Jesid:innen, die größte Community hat sich in Celle gebildet.
Quellen: NDR / "Bild" / Gerechtigkeit für Esra auf Instagram / ANF Deutsch