Fast 30 Jahre nach seiner Ermordung hat die Polizei im US-Bundesstaat Kalifornien das Opfer im Mordfall "Die Dame im Kühlschrank" identifiziert. Die Ermittler hatten dem ungelösten Fall – einem sogenannten Cold Case – den Namen gegeben, weil ein Leergutsammler die Leiche der Frau 1995 in der Gemeinde Holt im San Joaquin County in einem Kühlschrank gefunden hatte. Die Tote hatte keinen Ausweis bei sich und es gab keine Vermisstenanzeige, die zu ihr passte. Nach Einschätzung der Polizei hatte die Frau bereits seit mindestens sechs Monaten tot in dem teilweise unter Wasser stehenden Kühlschrank an einem Bewässerungskanal gelegen.
"Es war 27 Jahre lang ein ungeklärter Fall", erklärte Patrick Withrow, Sheriff von San Joaquin County, auf einer Pressekonferenz. "Wir waren nicht in der Lage, diese schöne junge Frau zu identifizieren, die in einer abgelegenen Gegend unseres Bezirkes in einem Kühlschrank gefunden wurde." Heute dürfe er jedoch "mit schwerem Herzen verkünden", dass es mithilfe moderner Technologie gelungen sei, die Identität des Opfers zu klären, sagte Withrow. Es handele sich um Amanda Lynn D., die 29 Jahre alt gewesen sei, als sie höchstwahrscheinlich im Jahr vor der Entdeckung ihrer Leiche verschwunden sei.
DNA-Analysen und Genealogie helfen Polizei in Kalifornien
Im Auftrag der Ermittler habe Othram Forensics, ein privates Labor in der texanischen Großstadt Houston, durch DNA-Analysen und genealogische Recherchen herausgefunden, zu wem die menschlichen Überreste gehörten, teilte die Polizei mit. Das Labor nutzt nach eigenen Angaben eine neue Technologie, um Hunderttausende von genetischen Markern aus DNA-Beweisen zu extrahieren, anstatt der 20, die normalerweise von den Strafverfolgungsbehörden verwendet würden. Anhand dieser Marker haben man einen Stammbaum erstellt, um mögliche bekannte Verwandte zu finden, berichtete Othram Forensics in einer Stellungnahme. Dabei sei man auf die Mutter und die Tochter der Toten gestoßen. Diese hätten den Ermittlern ihre eigene DNA zur Verfügung gestellt, mit deren Hilfe das Opfer dann eindeutig identifiziert worden sei.
"Wir haben mit mehreren Familienmitgliedern gesprochen", sagte Withrow. "Sie sind dankbar, dass wir sie identifiziert haben. Sie waren natürlich geschockt von der Nachricht, aber sie hoffen sehr, dass wir diese Sache irgendwie aufklären können." Die Familie sei über die Situation von Amanda D. völlig im Unklaren gewesen, erklärte der Sheriff.
Nach Angaben von Othram hatte die Frau drei kleine Kinder und lebte von ihrem Mann getrennt. Sie sei zuletzt in einem unbekannten Apartmentkomplex in der Stadt Napa gesehen worden, in Begleitung eines nicht identifizierten Mannes, den sie möglicherweise in einer Rehabilitationseinrichtung kennengelernt hatte. Die Chefermittlerin des Sheriffs, Linda Jimenez, sagte, die 29-Jährige habe zum Zeitpunkt ihres Verschwindens höchstwahrscheinlich eine schwere Zeit durchgemacht.
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Nach Ansicht der Ermittler und der Gerichtsmediziner wurde Amanda D. durch stumpfe Gewalteinwirkung getötet. Mithilfe der neuen Erkenntnisse hoffen sie nun, den Fall der "Dame im Kühlschrank" vollständig aufzuklären und auch ihren Mörder zu finden. So könne vielleicht eine Rekonstruktion der letzten Tage des Opfers, wahrscheinlich im Spätsommer oder Herbst 1994, dabei helfen, ehemalige Freunde und mögliche Zeugen zu finden, die wichtige neue Informationen liefern könnten. Für Hinweise, die zur Festnahme und Verurteilung des Täters oder der Täterin führen, wurde eine Belohnung von 10.000 Dollar ausgesetzt.