Ein ganzes Land sucht nach zwei mutmaßlichen Mördern: Zwei Teenager, der 19 Jahre alte Kam M. und der 18-jährige Bryer S., sind Gegenstand einer landesweiten Großfahndung. Die Polizei in British Columbia warnte in einer Mitteilung davor, dass die beiden gefährlich seien und bittet die Bevölkerung um Mithilfe. Die Polizei des westlichen kanadischen Bundesstaates schrieb auf Facebook: "Unternehmen Sie nichts, nähern Sie sich (ihnen) nicht und rufen Sie sofort 911", für den Fall, dass man die beiden Verdächtigen sehe.
Kam M. und Bryer S. galten zuerst als vermisst, doch nach dem Fund von drei Leichen geht die Polizei davon aus, dass sie die mutmaßlichen Täter sind. Den beiden wird vorgeworfen, den Touristen Lucas F. aus Australien und seine US-amerikanische Freundin Chynna D. sowie den 64-jährigen Kanadier Leonard D. getötet zu haben.
Es wurden daher landesweite Haftbefehle für die beiden Teenager ausgestellt. Es ist unklar, ob die beiden bewaffnet sind oder und Motive sie haben. Dennoch warnt die Polizei davor, dass die beiden bewaffnet sein könnten und gefährlich sind. Laut dem Fernsehsender Global News sollen sich die beiden zuerst auf dem Weg von ihrer Heimatstadt Port Alberni nach Whitehorse im Bundesstaat Yukon befunden haben, um nach Arbeit zu suchen. Den Ort haben die beiden offenbar aber wieder verlassen.
Polizei in Kanada geht Sichtungen von Zeugen nach
Später wurde das Touristen-Paar am 15. Juli erschossen auf einem Highway in Liard River Hot Springs, British Columbia gefunden. Vier Tage später, am 19. Juli, wurde die Leiche des dritten Opfers an einem Highway nahe Dease Lake gefunden, zwei Kilometer von einem ausgebrannten Camping-Truck entfernt. Es sei zwar unklar, ob der Mann mit dem ausgebrannten Wagen oder den beiden Gesuchten in einer Verbindung steht, so die Polizei. Allerdings verdächtigen die Beamten Kam M. und Bryer S. der Tötung des Mannes, schreibt die Polizei in einer Mitteilung. Später gab die Polizei bekannt, dass der ausgebrannte Camper zu den beiden gehörte.
Die Ermittler gehen inzwischen in den Bundesstaaten Saskatchewan und Manitoba Sichtungen nach, die Zeugen der Polizei meldeten. Die beiden Bundesstaaten liegen mehr als 1000 Kilometer weit östlich von British Columbia. Dort sollen sie am 21. Juli in dem Ort Meadow Lake mit einem grauen Toyota unterwegs gewesen sein, so Global News.
Die Polizei verstärkte ihre Präsenz in der Gegend, besonders in den Orten Gillam und Fox Lake Cree Nation, wie Global News weiter berichtet. In dem 1200-Einwohner-Ort Gillam – rund 3000 Kilometer östlich vom ersten Tatort - wurde am 23. Juli der ausgebrannte Toyota von der Polizei sichergestellt. Wegen der Weite und der Abgelegenheit des Gebietes seien die Ermittlungen aber erschwert, zitiert die Nachrichtenagentur Reuters die Polizei.
Vater: Bryer S. auf "Selbstmordmission"
Laut Medienberichten stammten die beiden mutmaßlichen Täter aus Port Alberni nahe der kanadischen Großstadt Vancouver und sollen seit der Grundschule eng befreundet gewesen sein. Der Vater von Kam M. teilte in einem Statement mit, dass sein Sohn ein "freundlicher, rücksichtsvoller, fürsorglicher junger Mann" sei, der sich immer um die Gefühle anderer gekümmert habe, zitiert der Sender CBC. Ein Freund beschrieb Kam gegenüber dem Sender als "großen Gaming-Nerd und glücklichen Menschen". "Er hatte nicht viele Freunde, aber er war wirklich lustig", so der Freund gegenüber CBC.
Der Vater von Bryer S. sagte in einem Interview, dass sein Sohn eine "problematische Kindheit" hatte. Er hätte demnach mit der Trennung seiner Eltern zu kämpfen gehabt. Bryers Haupteinflüsse seien Videospiele und Internetvideos gewesen, berichtet CBC. Der Vater sagte, sein Sohn habe "sehr starken Schmerz". Daher befürchte der Vater, dass sein Sohn durch Polizeischüsse sterben möchte: "Er ist auf einer Selbstmordmission. Er möchte, dass sein Schmerz endet", und fügt hinzu: "Ein normales Kind reist nicht durchs Land und tötet Menschen." Er werde heute oder morgen tot sein, so der Vater und fügte hinzu: "Ruhe in Frieden Bryer."
Mutmaßliche Täter bewegen sich offenbar Richtung Osten
Ein Mann, der anonym bleiben wollte, sagte dem kanadischen Sender, dass er Bryer S. auf einer Gaming-Webseite kennengelernt habe. Dort soll Bryer S. vom Nationalsozialismus geschwärmt haben und dem Mann sogar Fotos von NS-Insignien geschickt haben. Veröffentlichte Fotos, die der Sender CBC zeigte, zeigen Bryer S. in Kampfuniform und mit Gewehr.
Da sich Kam L. und Bryer S. scheinbar in Richtung Osten bewegten, gab auch die Polizei in Ontario eine Warnung an die Bevölkerung heraus, in der sie vor den beiden mutmaßlichen Tätern warnte, berichtet der Sender CTV. Kanadas Minister für öffentliche Sicherheit sagte Reportern: "Seien Sie wachsam und achten sie auf Ihre Umgebung. Wenn Sie eine Situation bemerken, die bei Ihnen Fragen aufwirft oder Sie besorgt, greifen Sie in keiner Weise persönlich ein."
Die Mutter der getöteten Chynna D. sagte dem australischen Sender ABC: "Ich bitte jeden mit Informationen, diese zu teilen, damit dies keiner anderen Familie passieren kann. Es hätte unserer nicht passieren dürfen." Die Mutter verglich ihre Tochter mit einer Sonnenblume: "Stark und groß und wunderschön."
Quellen: Royal Canadian Mounted Police (1), Royal Canadian Mounted Police (2), Royal Canadian Mounted Police (3), Royal Canadian Mounted Police (4), Royal Canadian Mounted Police (5), CBC (1), CBC (2), Nachrichtenagentur Reuters, Global News (1), Global News (2), Global News (3), CTV, "Toronto Sun"