Der russische Exil-Oppositionelle Wladimir Kara-Mursa hat Berichte dementiert, wonach seine in Berlin hospitalisierte Mutter vergiftet worden sei. "Mama ist tatsächlich in einem Krankenhaus in Berlin, aber der Verdacht auf Vergiftung und Herzinfarkt hat sich Gott sei Dank nicht bestätigt", erklärte Kara-Mursa am Dienstagabend bei Telegram. Die Polizei in Berlin hatte zuvor mitgeteilt, dass sie nach der Einlieferung einer Deutsch-Russin in ein Krankenhaus "wegen des Verdachts eines versuchten Tötungsdeliktes" ermittele.
Der lange Zeit in Russland inhaftierte und im August im Zuge eines Gefangenenaustauschs freigekommene Kara-Mursa erklärte, seine Mutter werde weiterhin untersucht. Kara-Mursa bat darum, die Privatsphäre seiner Familie zu respektieren.
Polizei in Berlin ermittelt
Die Polizei in Berlin hatte zuvor berichtet, sie ermittele im Fall einer Deutsch-Russin, die unter dem Verdacht einer Vergiftung ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Derzeit liefen Untersuchungen einer Blutprobe und der Kleidung des mutmaßlichen Opfers, sagte eine Berliner Polizeisprecherin am Dienstagabend der Nachrichtenagentur AFP.
Den Polizeiangaben zufolge hatte die Frau am Nachmittag die Rettungskräfte alarmiert, weil sie den Verdacht hatte, vergiftet worden zu sein. Sie wurde den Angaben zufolge auf die Isolierstation der Charité gebracht.
"Alle polizeilich erforderlichen Maßnahmen zur Wahrung der öffentlichen Sicherheit, aber auch zur Ermittlung potentieller Tatverdächtiger laufen", schrieb die Berliner Polizei im Onlinedienst X ohne weitere Angaben zu machen.
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Der 40-Jährige ist einer der erfahrensten und am besten vernetzten Aktivisten der russischen Opposition. Der gebürtige Moskauer ist schon seit Anfang der 2000er-Jahre in verschiedenen Anti-Kreml-Parteien und Widerstandsbewegungen aktiv. Während der Protestbewegung nach der Parlamentswahl 2011 hatte Jaschin eine viel beachtete Beziehung mit der Moskauer Party-Königin Xenia Sobtschak, die sich der Opposition zugewandt hatte. Jaschin äußerte heftige Kritik am Angriff auf die Ukraine, wofür er 2022 festgenommen wurde. Das Urteil: achteinhalb Jahre Gefängnis für das Verbreiten angeblich "falscher Informationen" über die russischen Streitkräfte.
Kara-Mursa bei Gefangenenaustausch freigelassen
Wie die Zeitung "Welt" unter Berufung auf Sicherheitskreise berichtet, soll die Frau gesagt haben, sie gehöre einer politischen Oppositionsbewegung an. Der "Spiegel" berichtete, es handele sich bei der Betroffenen um eine enge Verwandte von Kara-Mursa.
Der 42-Jährige gehört zu den prominentesten Oppositionellen in Russland. Er war dort im April 2023 unter dem Vorwurf des Hochverrats zu 25 Jahren Lagerhaft verurteilt worden.
Kara-Mursa war Anfang August bei einem Gefangenenaustausch zwischen Russland und dem Westen freigelassen worden – im Gegenzug durfte unter anderem der in Deutschland inhaftierte "Tiergarten-Mörder" Vadim Krasikow nach Russland ausreisen. Kara-Musra selbst überlebte nach eigenen Angaben zwei Vergiftungsversuche nur knapp und trägt bis heute gesundheitliche Schäden davon.
Hinweis: Dieser Artikel wurde nach der Erklärung Kara-Mursas umfassend aktualisiert.