Entschädigungen nach Freisprüchen 24 Millionen für zwei Männer, die zu Unrecht Jahrzehnte im Gefängnis saßen

26 und 34 Jahre saßen zwei US-Amerikaner im Gefängnis - zu Unrecht, wie sich herausstellte. Beide sind mittlerweile über 50 Jahre alt. 24 Millionen US-Dollar sollen sie für die besten Jahre ihres Lebens entschädigen.

Kann man Lebenszeit in Geld aufwiegen? Vermutlich nicht. Eine Entschädigung erhalten zwei US-Amerikaner für ihre langen Haftstrafen trotzdem. Denn: Sie wurden zu Unrecht verurteilt und verbrachten die besten Jahre ihres Lebens hinter Gittern. Kash Delano Register, heute 55 Jahre alt, saß 34 Jahre im Gefängnis - für ein Verbrechen, das er nicht begangen hat. Die Polizei brauchte offenbar einen Schuldigen und hatte in dem Afroamerikaner schnell einen gefunden. Auch Bruce Lisker, mittlerweile 50, wurde 26 Jahre fälschlicherweise eingesperrt. Zusammen erhalten sie nun 24,3 Millionen US-Dollar von der Stadt Los Angeles in einer außergerichtlichen Einigung. Das berichten mehrere US-Medien übereinstimmend.

Kash Register von 1979 bis 2013 in Haft

Register wurde 1979 festgenommen. Er sollte einen bewaffneten Raubüberfall begangen und dabei einen Menschen ermordet haben. Seine Verurteilung basierte nach Informationen der "L.A. Times" hauptsächlich auf der Aussage einer Augenzeugin. Bei Register wurde keine Mordwaffe gefunden. Die Fingerabdrücke am Tatort stimmten nicht mit seinen überein. Ein Blutspritzer auf seiner Hose passte zur Blutgruppe des Opfers - aber auch zu seiner eigenen. Seine Freundin sagte aus, er sei während der Tatzeit bei ihr gewesen.

Dennoch wurde er verurteilt, hauptsächlich wegen einer Augenzeugin, die sagte, ihn vom Tatort flüchten gesehen zu haben. Aus mehreren Fotos soll sie Register ausgewählt haben. Zwei Schwestern der Zeugin widersprachen der Darstellung und sollen die ermittelnden Polizisten mehrfach darauf hingewiesen haben, dass ihre Schwester nicht die Wahrheit gesagt habe. Ihre Aussagen sollen die Beamten ignoriert haben, schreibt die "L.A. Times" unter Berufung auf Gerichtsakten. Registers Anwalt unterstellt den Polizisten zudem, die Zeugin bedrängt zu haben. Ihr soll versprochen worden sein, einer von ihr begangenen Kreditkartenfälschung nicht nachzugehen, wenn sie Register identifiziere.

Eine der Schwestern der Zeugin von damals war es auch, die vor wenigen Jahren einen neuen Prozess ins Rollen brachte, der 2013 mit dem Freispruch für Register endete. "Ich kann diese 34 Jahre nicht zurückbekommen, aber ich hoffe, dass mein Fall anderen helfen kann, indem er die Art und Weise verbessert, wie die Polizei Verdächtige identifizieren lässt", wird Register in einer Stellungnahme zitiert.

Bruce Lisker von 1983 bis 2009 im Gefängnis

Bruce Lisker wurde 26 Jahre lang eingesperrt, weil er angeblich seine damals 66-jährige Mutter umgebracht haben soll. Zum Tatzeitpunkt 17 Jahre alt und polizeibekannt für Drogenmissbrauch geriet Lisker sofort in den Fokus der Ermittler. Er gab an, seine Mutter durch das Fenster von außen blutend auf dem Boden liegend gesehen zu haben. Daraufhin sei er ins Haus eingebrochen, um ihr zu helfen. Der Fall gegen ihn basierte der "L.A. Times" zufolge vor allem auf vier Indizien: Blutspritzer auf seiner Kleidung, der Aussage eines Gefängnisinformanten, blutige Schuhabdrücke, die die Polizei Lisker zuordnete, und die Ansicht der Polizei, dass er seine Mutter von außen gar nicht habe sehen können.

Ernste Zweifel an der Gründlichkeit der Polizeiarbeit warf eine Untersuchung der Zeitung aus dem Jahre 2005 auf, die zu einer neuen Untersuchung des Falles führte. Alle vier Indizien wurden demnach dabei entkräftet oder zumindest abgeschwächt. Unter anderem kam heraus, dass die blutigen Schuhabdrücke nicht von Liskers Schuhen stammen konnten und er sehr wohl seine Mutter von außen habe sehen können. Außerdem sollen die Ermittler Hinweise gegen einen anderen Täter - einen Freund von Lisker - ignoriert haben.

Außergerichtliche Einigung

Einer der Polizisten soll sogar noch Jahre nach der Verurteilung in einem Brief an das Bewährungskomitee von mittlerweile gefundenen zusätzlichen Beweisen gesprochen haben, die Liskers Schuld untermauern würden. Dieser Brief alleine würde "die Chancen der Stadt auf ein erfolgreiches Urteil" bei einem möglichen Prozess "signifikant gefährden", zitiert die Zeitung aus einem Memo der Anwälte der Stadt an den Rat, der über die Entschädigung zu entscheiden hatte. Schließlich entschied sich die Stadt, Register 16,7 Millionen US-Dollar und Lisker 7,6 Millionen ohne vorherige Verhandlung zu bezahlen, um die Sache zu den Akten legen zu können.

Die besten Jahre ihres Lebens wird den beiden Männern dieses Geld nicht zurückbringen, aber Lisker, der bereits seit 2009 auf freiem Fuß ist, sagt: "Diese Entschädigung wird es mir erlauben, zu überleben und so viele Jahre zu genießen, wie ich noch in mir habe - was hoffentlich noch sehr viele sind." 

fin

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