Landesbank Mutmaßliche Bank-Erpresser vor Gericht

Am Rostocker Landgericht hat am Freitag der Prozess gegen vier mutmaßliche Erpresser der Liechtensteiner Landesbank begonnen. Laut Staatsanwaltschaft sollen sich die Angeklagten 2005 mindestens 2325 Kontobelege von Kunden der LLB verschafft und von der Bank neun Millionen Euro erpresst haben.

Mehr als 700 Datensätze sollen sich noch im Besitz der Männer befinden. Vor dem Prozess war zwischen Staatsanwaltschaft und Verteidigung über die Herausgabe der Bankunterlagen verhandelt worden. Davon erhoffen sich die Angeklagten Strafmilderung, über die Gespräche wurde Stillschweigen vereinbart. Laut Staatsanwaltschaft könnte sich das Zurückhalten der Daten strafverschärfend auswirken.

Bei den Daten handelte es sich laut Bank um interne Belege, die einen kleinen Teil der deutschen Bankkunden mit Namenkonten betreffen. Die vier Angeklagten bekamen die Daten laut Staatsanwaltschaft von einem ehemaligen Mitarbeiter der LLB, der diese gestohlen hatte. Zunächst hätten die Männer versucht, vier Bankkunden direkt zu erpressen, indem sie drohten, die Informationen an deutsche Steuerfahnder zu übergeben. Es sei jedoch in keinem Fall zu einer Geldübergabe gekommen, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Die Angeklagten seien auch an die Bank herangetreten, die im August 2005 und im August 2007 für die ersten 1.600 Kontenbelege rund neun Millionen Euro zahlte. Vor der für August 2009 geplanten dritten Übergabe wurde die Bande festgenommen.

Erpressung in fünf Fällen

Die Anklage lautet auf gewerbs- und bandenmäßige Erpressung in fünf Fällen. Für jeden Einzelfall droht eine Freiheitsstrafe von einem bis zu 15 Jahren. Zunächst sind sechs Verhandlungstermine angesetzt. Beobachter gehen allerdings von einer längeren Prozessdauer aus.

Unterdessen erklärte die LLB, sie bedaure die Vorfälle und werde auch in Zukunft alles daran setzen, ihre Kunden zu schützen. Vor dem Prozess habe sie mit den Anklagebehörden kooperiert und mit einem Großteil der betroffenen Kunden die Angelegenheit individuell besprochen. Der Rostocker Prozess steht nicht im Zusammenhang mit dem Ankauf gestohlener Daten der Liechtensteiner LGT-Bank durch den Bundesnachrichtendienst und den Durchsuchungen beim ehemaligen Post-Chef Klaus Zumwinkel.

AP · DPA
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