Der jahrelange Rechtsstreit zwischen den Eltern der vermissten Maddie McCann und dem ehemaligen portugiesischen Chefmittler, Goncalo Amaral, hat durch das Urteil eines Gerichts in Lissabon eine völlig neue Wendung bekommen. Amaral gewann in dieser Woche den Berufungsprozess und muss Gerry und Kate McCann nun doch keine 600.000 Euro Entschädigung zahlen. Das Paar hatte den Mann verklagt, da er in seinem Buch "Die Wahrheit über die Lüge" behauptet, Maddie sei tot und die Eltern hätten dies vertuscht.
Doch der juristische Krieg ist mit dem jüngsten Urteil nicht beendet. Wie die "Daily Mail" berichtet, will Amaral nun seinerseits die McCanns verklagen. Der Anwalt des Portugiesen verkündete demnach, von den Briten Entschädigung verlangen zu wollen. "Mein Klient musste finanzielle Verluste und Rufschädigung ertragen", sagte er. Wie hoch die Forderungen sind, ist noch nicht bekannt.
Amarals Buch kehrt in den Handel zurück
Im April 2015 war Amaral in erster Instanz wegen übler Nachrede zur Zahlung von Schadensersatz an das Ärztepaar verurteilt worden. Das Zivilgericht untersagte außerdem den weiteren Verkauf des Buchs. Mit dem jüngsten Richterspruch darf es wieder verkauft werden. Der Herausgeber "Guerra e Paz Editores" kündigte bereits an, dass das Buch ab kommender Woche wieder in den Verkaufsregalen stehen werde.
In Portugal war "Die Wahrheit über die Lüge" ein Verkaufsschlager. Es könnte sich bald in ganz Europa verbreiten. Ob es auch in Großbritannien verkauft wird, ist jedoch fraglich: Die McCanns haben damit gedroht, gerichtlich gegen diejenigen vorzugehen, die Amarals Buch dort verkaufen.
Amaral war fünf Monate lang Chefermittler
Madeleine McCann war im Mai 2007, kurz vor ihrem vierten Geburtstag, aus der Ferienwohnung der Familie an der portugiesischen Algarve verschwunden. Die Eltern aßen zu der Zeit in einem nahe gelegenen Restaurant mit Freunden zu Abend. Kate und Gerry McCann starteten eine aufwändige Medienkampagne auf der Suche nach ihrer Tochter. Sie glauben bis heute, dass Maddie entführt wurde.
Amaral dagegen ist überzeugt davon, dass das kleine Mädchen bei einem Unfalltod ums Leben kam und die Eltern ihre Leiche versteckt hätten. Er leitete die Ermittlungen in Portugal fünf Monate lang. Dann wurde er aus seinem Amt abgezogen. Zuvor hatte Amaral wiederholt die britischen Behörden dafür kritisiert, dass sie angeblich nur in Richtung einer Entführung ermittelten.