Mounir al Motassadeq Sehr gläubig, aber kein Hetzer

Im Hamburger Terrorprozess gegen Mounir al Motassadeq mehren sich die entlastenden Zeugenaussagen. Am Mittwoch sagte ein 35-Jähriger, der Angeklagte habe zu fanatischen Äußerungen meist geschwiegen.

Der Angeklagte im neu aufgerollten Hamburger Terrorprozess, Mounir al Motassadeq, hat nach Aussage eines Zeugen religiöse Hetze nicht öffentlich befürwortet. Allerdings habe er den fanatischen Aussagen seines Freundes, des mutmaßlichen Terroristen Said Bahaji, auch nicht widersprochen, sagte ein ehemaliger Studienkollege am Mittwoch vor dem Hamburger Oberlandesgericht. Damit relativierte der Zeuge seine frühere Aussage.

Der Zeuge studierte mit Motassadeq und Bahaji von 1995 bis etwa Ende der 90er Jahre in einer Lerngruppe an der Technischen Universität in Hamburg-Harburg. Einmal habe Bahaji ihn, einen Christen, zum muslimischen Gebet aufgefordert, berichtete der 35-jährige Zeuge. Als er ablehnte, habe Bahaji gesagt: "Jeder Moslem hat die Pflicht, Ungläubige zum islamischen Glauben zu bekehren." Notfalls müsse man bereit sein, dafür Menschen zu töten. Motassadeq habe zu dieser Aussage geschwiegen, sagte der Diplomingenieur im Zeugenstand. Der Polizei hatte der 35-Jährige gesagt, der Angeklagte habe Bahaji in dem Punkt ausdrücklich zugestimmt.

Der Zeuge schilderte Motassadeq, mit dem er zeitweise acht Stunden am Tag lernte, als "sehr gläubigen" Menschen. Für seine Gebetszeiten habe die Lerngruppe regelmäßig unterbrochen werden müssen. Anders als Bahaji habe der Angeklagte aber nie versucht, ihn zum Islam zu bekehren. "Er hat meinen Glauben respektiert."

Dem 30 Jahre alte Marokkaner Motassadeq werden im Zusammenhang mit den Anschlägen von New York und Washington Beihilfe zum Mord und Mitgliedschaft in einer Terror-Gruppe vorgeworfen. Das Hanseatische Oberlandesgericht hatte ihn im ersten Prozess im Februar 2003 zu 15 Jahren Haft verurteilt, doch der Bundesgerichtshof kassierte das Urteil. Auch Bahaji soll die Attentäter um den Todespiloten Mohammed Atta unterstützt haben. Er tauchte kurz vor den Anschlägen unter und wird seither gesucht.

DPA
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