Österreich "Ab jetzt geht jede Woche eine Moschee in die Luft" - Drohbrief erschüttert Islamverband

Die Moschee am Hubertusdamm in Wien-Floridsdorf, eine von rund 400 islamischen Gotteshäusern in Österreich
Die Moschee am Hubertusdamm in Wien-Floridsdorf, eines von rund 400 islamischen Gotteshäusern in Österreich
© CHROMORANGE / Franz Perc / Picture Alliance
In einem geschmacklosen Schreiben droht ein Unbekannter dem Islamverband "Alif" in Österreich mit Terror. Der Verfassungsschutz ermittelt. Vorwürfe gibt es auch gegen die Regierungsparteien.

Der Verfassungsschutz in Österreich ermittelt gegen einen Unbekannten, der dem Dachvervand der islamischen Vereine "Alif" in einem Brief die Sprengung von Moscheen androht. Nach "Alif"-Angaben ging das Schreiben bereits am Montag in der Linzer Geschäftsstelle ein. Neben diversen vulgären Beleidigungen enthält es die handschriftliche Ankündigung: "ab jetzt geht jede Woche eine Scheiss-Mosche in die Luft zieht euch warm an Ihr Wixer" (Schreibfehler übernommen).

An dieser Stelle hat unsere Redaktion Inhalte von Facebook integriert.
Aufgrund Ihrer Datenschutz-Einstellungen wurden diese Inhalte nicht geladen, um Ihre Privatsphäre zu schützen.

Die Verantwortlichen des Verbandes schalteten nach dem Erhalt des Briefes die Sicherheitsbehörden ein. Dort ist man von der Drohung alarmiert. Michael Tischlinger, Leiter des Landesamtes für Verfassungsschutzes und Terrorismusbekämpfung in Oberösterreich sagte laut ORF, er nehme das Schreiben ernst und seine Behörde überprüfe das Dokument. Verwertbare Fingerabdrücke seien dabei jedoch nicht entdeckt worden, meldet das Blatt "Kronen Zeitung". Der Brief wurde möglicherweise persönlich eingeworfen, denn anstatt einer Briefmarke und eines Poststempels prangt an der entsprechenden Stelle auf dem Umschlag lediglich der Hinweis "Zahlt Empf!".

"Platz für Attacken auf Muslime in Österreich?"

"Alif" zeigte sich erschüttert über das Schreiben. Der Verband teilte mit, dass auch er die Drohung ernst nehme, sich jedoch "weiterhin für ein gutes gesellschaftliches Verhältnis mit allen MitbürgerInnen und für ein weltoffenes Österreich" einsetzen wolle.

Auch Murat Başer, Chef der Islamischen Religionsgemeinde in Oberösterreich, betrachtet den Drohbrief mit Sorge. Er erklärte: "Man kann nie wissen, ob das jemand ernst meint oder nicht." Auf die leichte Schulter dürfe man den Fall nicht nehmen. Zugleich machte er das politische und gesellschaftliche Klima in Österreich und insbesondere die Regierungsparteien ÖVP und FPÖ sowie Boulevardmedien für die Terrordrohung mitverantwortlich. "Wer tagtäglich gegen Muslime hetzt, tagtäglich Muslime und deren Vertreter denunziert und als Sündenböcke für alles mögliche präsentiert, der darf sich nicht wundern, dass seine boshafte Saat noch boshaftere Früchte trägt. (...) Haben Rechtsextremismus und verbale sowie tätliche Attacken auf Muslime in Österreich denn Platz?", fragte Başer.

Wie in Deutschland sind auch in Österreich Angriffe auf Moslems oder deren religiöse Einrichtungen traurige Realität: Ob Schweinefleisch vor einer Moschee, Attacken auf Kopftuch tragende Frauen oder Brandanschläge auf Kulturvereine - der aktuellste Verfassungsschutzbericht weist 28 islamophobe Taten aus. Dem anonymen Verfasser des jüngsten Schreibens aus Linz drohen bis zu drei Jahre Haft.

Gläubige Muslime beten vor der offiziellen Eröffnung in der Zentrum-Moschee im schleswig-holsteinischen Rendsburg
Gläubige Muslime beten vor der offiziellen Eröffnung in der Zentrum-Moschee im schleswig-holsteinischen Rendsburg
© Carsten Rehder/Picture-Alliance
Moschee-Streit von Rendsburg nimmt überraschende Wendung

PRODUKTE & TIPPS