Für den Heimweg braucht er ungefähr eine Stunde. 51 Meilen. Vom Parkplatz durch das elektrisch zu öffnende Tor, dann links, rein in den Feierabendverkehr und heraus aus der Stadt. In Herne Bay, dem kleinen Ort, in dem er wohnt, wissen die Nachbarn kaum etwas über ihn. Besser so. Sicherer.
Colin Dixon, Anfang 50, verdient sein Geld mit Geld: Er leitet ein Bargelddepot in Tonbridge, Grafschaft Kent. Seine Firma lagert und sortiert Pfundnoten für die Bank von England. Fünfer, Zehner, Zwanziger, Fünfziger. Dixon dreht den Zündschlüssel seines silberfarbenen Nissan Almera und macht sich auf den Weg. 17.33 Uhr, es wird dunkel. Er schreibt seiner Frau eine SMS. „Muss noch tanken.“
Sein Arbeitsplatz liegt hinter hohen Zäunen, gesichert durch Alarmanlagen und Kameras. Drei Polizeiwachen in der Nähe. Keine Fenster. Keine frische Luft. Kein Tageslicht. Ein Bunker mit schlecht bezahlten Kollegen, die jeden Tag mit Millionen von Pfund hantieren.
Die Stadt hat Dixon hinter sich gelassen. Noch 20 Minuten vielleicht, bis er seine Straße erreicht. Er wohnt in einem blassgelben Backsteinbau, wie sie im Süden Englands überall stehen. Hadleigh Gardens 16. Dort wartet Lynn auf ihn, seine Frau, und ihr gemeinsamer achtjähriger Sohn. Das Abendessen beginnt um 18.30 Uhr. Die Familie pflegt ihre geliebten Rituale.
Aber Colin Dixon wird Hadleigh Gardens nicht erreichen. Er wird an diesem 21. Februar 2006 und in der darauffolgenden Nacht vieles verlieren: Vertrauen, Sicherheit, sein Zuhause. Und alles nur, weil ein paar Vollidioten einen Plan haben. Eine vollidiotischen Plan.