Ohne die Zertifikate würde er den Deal platzen lassen. Zwei Basquiat-Zeichnungen lagen vor Lio Malca auf dem Tisch. Der elegant gekleidete Kolumbianer saß in seinem vornehmen Büro, von dem aus er ein kleines Kunsthandelsimperium aufgebaut hatte. Malca war an den Werken interessiert, doch irgendwas stimmte nicht mit den Begleitdokumenten.
„Wie Sie es machen, ist mir vollkommen egal“, sagte er dem Mann auf der anderen Seite des Tisches. „Wenn wir ins Geschäft kommen wollen, brauche ich die Originalzertifikate.“
Alfredo Martinez, gut 1,80 Meter groß und fast genauso breit, mit wirrem Haarschopf und zerzaustem schwarzem Bart, zögerte keine Sekunde. Seit dem Tod des berühmten Neoexpressionisten Jean-Michel Basquiat vor mehr als einem Jahrzehnt gingen die Preise für dessen Werke durch die Decke. Und Martinez würde alles daransetzen, für die beiden Zeichnungen eine stattliche Summe einzuheimsen.
Kein Problem, sagte er. Er wisse, wo die Zertifikate seien – er benötige lediglich etwas Zeit, um sie zu holen. Dann stand er auf und verließ das Büro in Chelsea.
Martinez stand unter Strom. Er fand, dass seine eigenhändig für Malca gefälschten Zertifikate täuschend echt aussahen, genau wie die Zeichnungen. Aber egal. Jetzt musste er an die Originale kommen – und zwar so schnell wie möglich. Er war nachlässig gewesen. Den weltweit vernetzten und in der Szene gefürchteten Malca haute man besser nicht übers Ohr.
Er eilte durch Manhattan. Er war mit dem Mann befreundet, der die Originalzeichnungen besaß, vielleicht konnte er ihm die echten Zertifikate abluchsen. Nur wenige Stunden später war er zurück in Chelsea. Malca ließ seine Finger über das Prägesiegel des Zertifikats gleiten. Sein Blick wirkte zufrieden. Martinez atmete auf. Er stand kurz davor, den Deal seines Lebens zu machen.
Er ahnte nicht, dass dieser Deal ihn ins Fadenkreuz des größten Kunstdetektivs der USA bringen würde.