Jahrelang gab es in Belmont, New Hampshire, nur einen einzigen Detective: Raechel Moulton. Die alte Textilstadt mit 7200 Einwohnern bietet nicht viel für die Touristen, die jeden Sommer in Scharen die an Seen und Wäldern reiche Gegend besuchen. Das Zentrum besteht aus der Main Street mit einem Eisenwarenladen und einem Friseursalon. Eine Filiale der Supermarktkette Shaw ist der größte Arbeitgeber der Stadt. Im Polizeigebäude steht eine Spendendose für den Diensthund Vito, gefüllt mit Kleingeld und Ein-Dollar-Scheinen. „Es gibt hier bei uns nicht viele Leute, die in Geld schwimmen“, erklärt Moulton.
Moulton ist 41 Jahre alt und wuchs in der etwa 30 Kilometer entfernten Landeshauptstadt Concord auf. Ihre Mutter war Geschäftsführerin einer Walmart-Filiale, der Vater reparierte Transformatoren an Strommasten. Sie war ein aufgeschlossenes Kind, das älteste von drei Geschwistern. Als sie klein war, ging sie immer auf Polizisten in Uniform zu und fragte, was sie da am Gürtel trugen. In der fünften Klasse erlebte sie, wie ein Beamter in der Schule über Drogenmissbrauch und Prävention aufklärte. Es war der Moment, in dem Moulton beschloss, Polizistin zu werden.
Als sie auf der Highschool war, meldete sie sich bei einem Polizeikurs für Jugendliche an. Sie wurde einem Beamten zugeteilt, mit dem sie Streife fuhr. Er ließ sie wissen, dass Polizist kein Beruf für Frauen sei. Was sie in ihrem Entschluss nur bestärkte. 2005 trat sie ihren Dienst in Belmont an. „Dieser Beruf wählt dich aus, nicht umgekehrt“, sagt sie. Sie sitzt kerzengerade in ihrem Büro. Das braune Haar hat sie straff zu einem Knoten gebunden.
Drogendelikte, Diebstähle und Einbrüche machen den größten Teil der Verbrechen in Belmont aus. Aber dann erreichten Moulton Beschwerden von Eltern und Vertrauenslehrern der Belmont High School: Teenager schickten Nacktfotos herum. In den meisten Fällen sendeten Mädchen intime Aufnahmen an die Jungs, mit denen sie gingen.