Crime Story Das Haus des Sammlers

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  • von Airen
Leonard Lake hat eine Mission. Und dafür braucht er Menschen.
Leonard Lake
Leonard Lake bezeichnete sich selbst als "gefährliche Person"

Ich bin eine gefährliche Person. Die Gesellschaft würde sich Sorgen machen, wenn sie wüsste, dass ich existiere und was ich vorhabe.“
Aus dem Tagebuch von Leonard Lake

*

Es ist Zufall, der die Sache in Gang setzt. John Kallas ist an seinem freien Tag zum "South City Lumber & Supply"-Baumarkt in South San Francisco gefahren, als er dort diesen Asiaten sieht: Anfang 20, dicke Brillengläser und in einen schweren Parka gehüllt, der einen Tick zu warm scheint für diesen milden Sommertag. In seinen Händen trägt er einen schweren Schraubstock. Geht damit aber nicht zur Kasse, sondern marschiert direkt an Kallas vorbei durch die Vordertür hinaus.

Kallas, Reserve Officer beim South San Francisco Police Department, folgt dem Dieb, der den Schraubstock in seinen goldfarbenen Honda Prelude geworfen hat. Der Mann macht sich zu Fuß davon. Kallas ruft seine Kollegen.

Sonntag, der 2. Juni 1985, früher Nachmittag.

Es ist Instinkt, der die Sache ins Rollen bringt. Ein komisches Bauchgefühl, das dem eilig angerückten Officer Daniel Wright sagt, dass etwas nicht stimmt mit diesem anderen Kerl, der wenig später aus dem Laden auf sie zustürmt: um die 40, Vollbart, Glatze und sichtlich aufgebracht. Sagt, er wolle keinen Ärger. Die Rechnung für den Schraubstock habe er bereits beglichen. Doch anstatt die Sache auf sich beruhen zu lassen, bittet Officer Wright den Mann um seine Papiere.

Scott Stapley steht auf dem Führerschein. Das Nummernschild des Honda gehört zu einem Buick. Im Auto hat Wright schon zuvor eine .22er Ruger-Halbautomatikpistole entdeckt und einen Schalldämpfer, in Kalifornien verboten. Der Officer legt dem Mann Handschellen an.

Auf dem Polizeipräsidium fragen Wright und seine Kollegen Scott Stapley nach seinem Geburtsdatum, er kann es nicht nennen. Aufgeflogen. Er bittet um Stift und Papier. "Liebe Lyn. Ich liebe dich. Ich vergebe dir. Freiheit ist das Wichtigste", kritzelt er auf das Blatt. "Tut mir leid für all die Unannehmlichkeiten. In Liebe, Leonard." Er verstaut den Zettel in seiner Brusttasche. Danach ist er wie ausgewechselt.

Erschienen in stern Crime 24/2024