Frau Graichen, fast Ihr gesamtes Berufsleben lang haben Sie sich mit dem Schicksal von gequälten Kindern in Berlin befasst. Gibt es einen Fall, der Ihnen besonders nahe gegangen ist?
Wir hatten etwa ab dem Jahr 2000 eine ganze Serie von schweren Misshandlungen und Tötungen von Kindern. Eins ist verhungert, eins wurde totgeschlagen, eins in einen Müllschlucker geworfen. Am schlimmsten war für mich aber der Fall eines Säuglings, der erstochen in der Babyklappe des Krankenhauses Waldfriede in Zehlendorf gefunden wurde.
Wer legt denn ein Kind in eine Babyklappe, nachdem er es getötet hat?
Wenn das so einfach zu beantworten wäre. Ich habe damals die Ermittlungsgruppe geleitet, und es lastet mir noch immer schwer auf der Seele, dass ich dieses Verbrechen nicht aufklären konnte. Allerdings darf man sich nicht lähmen lassen, es kommen ja immer neue Fälle, für die man seine Kraft braucht. Im Dezember 2003 konnten wir ein schwer misshandeltes Kind retten.