Als er vor die Tür trat, stand er sofort im Blitzlichtgewitter: Mohamed Abdeslam, Bruder von dreien der Pariser Attentäter, hat auf der Türschwelle seines Elternhauses eine Statement abgegeben. "Von Salah überrascht uns das wirklich", berichtete Abdeslam. "Ibrahim dagegen hatte sich radikalisiert. Althans ein bißchen, aber nicht in dem Maße, dass er derartige Gräueltaten wie diese begehen würde. Das war nicht sein Plan, soviel ist sicher."
Er selbst sei bereits seit zehn Jahren bei der Gemeindeverwaltung von Sint-Jans-Molenbeek beschäftigt, sagte Mohamed Abdeslam. Probleme habe es nie gegeben. "Viele hier kennen mich und wissen, wozu ich im Stande bin und wozu nicht." Auch die Familie habe bisher ohne Probleme in dem Brüsseler Stadtteil gelebt. "Meine Eltern sind geschockt durch das, was passiert ist."
"Wissen nicht, wo er ist"
Im Hinblick auf seinen flüchtigen Bruder sagte er, Salah sei "ein ganz normaler Junge". Die Familie wisse nicht, wo er sich aktuell aufhalte. "Wir wissen nicht, was seine Absicht ist, ob er es wagen wird, sich der Justiz zu stellen oder nicht."
Mohamed gab das Interview nach seiner Freilassung. Er war seit Samstag in Polizeigewahrsam gewesen, kam aber am Montag auf freien Fuß, da er für den Abend der Pariser Anschläge (Freitag) ein Alibi hatte. Sein Bruder Ibrahim (oder: Brahim) war ein Selbstmordattentäter von Paris, der andere Bruder Salah soll ebenfalls beteiligt gewesen sein und ist zur Fahndung ausgeschrieben.
"Haben nicht gefragt"
Auf die Frage eines Journalisten, ob die Familie wusste, dass Ibrahim am Freitagabend in Paris war, antwortete Mohamed Abdeslam: "Nein, das wussten wir nicht. Sie sind große Jungs, sie sind volljährig. Wir haben nicht jedes Mal, wenn sie aus dem Haus gingen, gefragt, was sie mit ihrer Zeit anstellen."
Auch an die Familien der Opfer hat er auf Nachfrage eine Botschaft: "Obwohl gewisse Leute denken werden, ich sei nicht aufrichtig: Meine Familie und ich sind ergriffen von dem, was passiert ist. Wir haben das - wie viele von Ihnen - aus dem Fernsehen erfahren. Wir ahnten in keinem Augenblick, dass unser Bruder etwas mit diesem Attentat zu tun haben könnten. Unsere Gedanken sind bei den Opfern und ihren Familien. Aber sie werden auch verstehen: Wir haben eine Mama, eine Familie, und trotz allem bleibt er ihr Kind.“
Alibi für den Freitagabend
Er selbst arbeitet nach eigenen Worten seit zehn Jahren bei der Verwaltung des Brüsseler Stadtteils Molenbeek. Er habe mit den Ereignissen in Paris absolut nichts zu tun: "Freitagabend hatte ich für den ganzen Abend (...) ein Alibi." Er fügte hinzu: "Ich glaube, dass viele Leute mich hier in der Gemeinde kennen und wissen, wozu ich fähig bin und wozu nicht."