Die ungarische Kamerafrau, die zweifelhafte Berühmtheit erlangte, weil sie Anfang September einen Flüchtling mit Kind im Arm zu Fall gebracht hat, erregt mit einer Ankündigung erneut große Aufmerksamkeit. In einem Interview mit der russischen Zeitung "Iswestija" kündigt sie an, das soziale Netzwerk Facebook zu verklagen - und selbst ihr Opfer will Petra L. vor Gericht zitieren.

Das Leben der 40-Jährigen hat sich seit dem Vorfall grundlegend verändert. Die Staatsanwaltschaft in Szeged ermittelt. Ihren Job hat sie verloren, weil ihr Arbeitgeber, der ungarische TV-Nachrichtensender N1, von "inakzeptablem Verhalten" sprach und sie entlassen hat. In den sozialen Netzwerken ist L. rasch zum Sinnbild des Bösen in der Flüchtlingskrise geworden. Die Entrüstung setzte unmittelbar nach dem Ereignis ein und hält in abgeschwächter Form angeblich bis heute an.
Hass-Seiten angeblich nicht gelöscht
Just in diesem Punkt will Petra L. nun einsetzen. Medienberichten zufolge, wirft sie Facebook vor, Hass-Seiten, auf denen Drohungen gegen sie ausgesprochen würden, nicht zu löschen. Dagegen existierten Seiten, die sie unterstützten, nicht mehr. Auch gebe es Facebook-Seiten unter ihrem Namen, deren Identität nicht geklärt würden. Sobald das Verfahren gegen sie selbst beendet sei, wolle sie die Klage anstrengen, heißt es.
Und damit nicht genug. Auch für den syrischen Flüchtling Osama Abdul Mohsen, den sie zu Fall brachte, hat sie eine Drohung übrig: Laut "Mashable" will sie ihn verklagen, weil er seine Aussage geändert habe. Zunächst habe er die Polizei beschuldigt und erst später die Kamerafrau. Dies macht ihm die 40-Jährige offenbar zum Vorwurf, obwohl auf Videos deutlich zu sehen ist, wie sie ihn tritt. In dem Bericht wird L. zitiert: "Mein Mann will meine Unschuld beweisen. Für ihn ist es jetzt eine Frage der Ehre".
Weg aus Ungarn
Während der Ausgang der Gerichtsverfahren zu den Vorfällen vom 8. September im ungarischen Grenzort Röszke offen ist, steht für Petra L. eines offenbar fest: Für sie und ihre Familie gibt es in Ungarn keine Zukunft mehr. Laut "Iswestija" soll Russland zur neuen Heimat werden - sobald die Gerichte ihr Urteil gesprochen haben.