Urteil erst im September Brunner-Prozess geht in die Verlängerung

Es sollte ein kurzer Prozess werden, doch nun geht es in die Verlängerung: Das Urteil im Prozess um den Tod von Dominik Brunner ist verschoben worden. Neue Schilderungen einer Sozialpädagogin lassen die Prügelattacke der Angeklagten noch fassungsloser erscheinen.

Die Urteilsverkündung im Mordprozess Dominik Brunner ist vom kommenden Donnerstag auf den 6. September verschoben worden. Das Landgericht München gab am Montag vier zusätzliche Termine bekannt. Die Jugendkammer will zusätzlich am 2., 4. und 24. August verhandeln und ihr Urteil danach erst im September sprechen, sagte der Vorsitzende Richter Reinhold Baier.

Brunners 80-jähriger Vater Oskar, der neben Brunners Lebenspartnerin für Dienstag als Zeuge geladen war, ist ist nach Angaben seiner Anwältin Annette von Stetten "sehr schwer krank" und könne nicht kommen. Das Gericht will aber einen Gutachter des Landeskriminalamts und eine Ärztin der Universitätsklinik München hören. An den folgenden Tagen sollen die beiden Angeklagten über ihre persönlichen Verhältnisse aussagen und weitere Mediziner und Psychologen gehört werden.

Angeklagte: Ruhig, unauffällig, hilfsbereit

Der zur Tatzeit 18-jährige Markus S. und der damals 17-jährige Sebastian L. sind angeklagt, den 50-jährigen Brunner am 12. September vergangenen Jahres am S-Bahnhof Solln totgeprügelt und -getreten zu haben, weil er vier Schüler vor einem Raubüberfall verteidigt habe. Sie haben die Schläge vor Gericht gestanden, aber die Tötungsabsicht bestritten.

Eine Sozialpädagogin sagte am Montag aus, Sebastian L. habe ihr am Tag nach der Tat gesagt, sie seien angetrunken und gewesen und "wollten die Jugendlichen abziehen". Brunner "hat sich eingemischt", zitierte die Sozialpädagogin den Angeklagten. Brunner habe zuerst geschlagen, dann sei es sei zu Schlägen und Tritten gekommen. Markus S. hatte die Nachricht vom Tod Brunners offenbar sehr abgeklärt aufgenommen. "Er war erstaunlich ruhig und distanziert", sagte die Sozialpädagogin. "Ich glaube, dass es eine Art Schockreaktion war." Markus und auch Sebastian hätten offenbar noch nicht realisiert gehabt, "dass da ein Mensch zu Tode gekommen ist".

Ehemalige Lehrkräfte beschrieben Markus S. als sehr ruhigen und unauffälligen Schüler. Er habe mehrere Verweise kassiert, sei aber "nicht aggressiv" gewesen und "nicht mit Gewalt aufgefallen". Im Gegenteil: Er sei sogar eher hilfsbereit gegenüber Mitschülern gewesen, sagte eine Sozialpädagogin. Sie fügte aber hinzu, er sei auch "verschlossen und aalglatt" gewesen. Ein Lehrer schilderte Markus S. als Außenseiter, der den Unterricht teilnahmslos über sich ergehen lassen habe. Den Hauptschulabschluss hatte er nicht geschafft.

DPA
APN/DPA/ben

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