US-Mordprozess Gericht spricht "falschen Rockefeller" schuldig

Schuldig des Mordes, so lautet der Richterspruch gegen den als "falschen Rockefeller" bekannt gewordenen Deutschen. Die Verteidigung hatte Freispruch für Christian Karl Gerhartsreiter gefordert.

Der als "falscher Rockefeller" bekannt gewordene Deutsche Christian Karl Gerhartsreiter ist im US-Bundesstaat Kalifornien wegen Mordes schuldig gesprochen worden. Die Geschworenen in Los Angeles sahen es am Mittwoch als erwiesen an, dass Gerhartsreiter vor knapp 30 Jahren den Sohn seiner damaligen Vermieterin getötet hat. Die Verteidigung hatte einen Freispruch gefordert.

Die Staatsanwaltschaft hatte Gerhartsreiter zur Last gelegt, im Februar 1985 in einem wohlhabenden Vorort von Los Angeles den damals 27-jährigen Sohn seiner Vermieterin ermordet zu haben. Die Leiche wurde erst Mitte der 90er Jahre gefunden. Die Ermittler verdächtigen den Deutschen auch, die bis heute verschwundene Ehefrau des Opfers getötet zu haben - angeklagt war er in diesem Punkt aber nicht. Gerhartsreiter hatte in den USA eine Reihe von falschen Identitäten angenommen und sich zuletzt als Spross der berühmten Rockefeller-Familie ausgegeben.

Kein Motiv, keine DNA, keine Zeugen

Die Verteidigung hatte in ihrem Schlussplädoyer am Montag erklärt, dass die Schuld des Deutschen nicht zweifelsfrei erwiesen sei. Weder Augenzeugen noch kriminaltechnische Beweismittel wie DNA-Spuren würden den Angeklagten direkt mit dem Verbrechen in Verbindung bringen. Außerdem habe die Staatsanwaltschaft kein Motiv präsentiert. Gerhartsreiters Anwälte argumentierten, dass die verschollene Ehefrau des Mordopfers ebenso gut als Täterin in Frage komme.

Die Staatsanwaltschaft wies diese Theorie als "lächerlich" zurück. "Das hier ist kein Spiel. Das ist die Suche nach der Wahrheit", hatte Staatsanwalt Habib Balian in seinen Schlusssworten gesagt. Nur Gerhartsreiter komme als Täter in Frage.

Der Deutsche habe die Leiche von John Sohus hinter dem Gästehaus vergraben, in dem er sich damals einquartiert hatte. Als die kalifornische Polizei sich für das Verschwinden des Ehepaares interessiert habe, sei Gerhartsreiter im Fahrzeug des Opfers quer durch die USA gefahren und habe sich an der Ostküste eine neue Identität aufgebaut.

Die zwölf Geschworenen, die sich am Dienstag zu ihren Beratungen über das Urteil zurückgezogen hatten, folgten schließlich der Version der Staatsanwaltschaft. Als Termin für die Verkündung des Strafmaßes legte Richter George G. Lomeli am Mittwoch den 26. Juni fest. Gerhartsreiter droht eine Haftstrafe zwischen 26 Jahren und lebenslänglich.

Nach Angaben der Verteidigung will der Deutsche den Schuldspruch anfechten. "Er ist enttäuscht und besteht weiter auf seiner Unschuld", sagte Anwalt Brad Bailey. "Morgen ist ein neuer Tage in diesem Fall." Sein Kollege Jeffrey Denner räumte ein, dass Gerhartsreiters betrügerische Vergangenheit die Verteidigung gegenüber der Jury erschwert habe. Der Hochstapler wirke nicht unbedingt "sympathisch", sagte Denner. "Aber das bedeutet nicht, dass er ein Mörder ist."

AFP
anb/AFP

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