Sie sollte die Vorzeigetochter der Familie werden, doch als sie anfing, in der Schule schlechte Noten zu bekommen, entwickelt sich das Familienleben für die 13-Jährige zum Albtraum. Bereits mit acht Jahren begannen die Probleme mit ihrem Vater, der sie später an ein Rohr im Keller binden und verprügeln würde. Dabei machte der Teenager eben das, was viele junge Menschen in dem Alter tun - sie schwänzte manchmal die Schule und ließ sich nicht alles von den Eltern gefallen. Dann begannen die Prügel. Im Prozess gegen den Vater wurde jetzt das Urteil bekanntgegeben.
An ein Rohr gebunden und verprügelt
Als die Tochter öfters schlechte Noten nach Hause brachte, griff der gewalttätige Vater immer wieder zum Holzstock oder Besenstiel und schlug ihr auf den Po oder die Finger. Das Ziel der Eltern: Sie sollte es auf eine Schule im Ausland schaffen. Doch als das nicht klappte, wurde das Mädchen kurzerhand auf einem Gymnasium in Bonn angemeldet und umgesiedelt. Ab jetzt lebte sie bei ihrem Onkel und dem Großvater, ihre beiden jüngeren Schwestern blieben im Elternhaus. Doch auch in der neuen Stadt wurden die schulischen Leistungen nicht besser. Laut Anwalt des Vaters kam es Ende Mai 2013 zu dem schweren Misshandlungsfall im Keller ihres Wohnhauses in Bonn. Am 27. Mai soll festgestanden haben, dass das Mädchen nicht auf dem Gymnasium bleiben könne. Als der 45-jähre Vater, der als Handwerker tätig ist, auch noch das Tagebuch seiner Tochter las, rastete er schließlich aus.
Für seine Tochter begann ein Martyrium, das die Familie zerrüttet hat. Die heute 14-Jährige wurde im Keller nackt an der Decke an ein Rohr gefesselt, damit die Füße nicht den Boden berühren konnten. Mit einem Plastikrohr habe der Vater dann auf die Oberschenkel und die Nierengegend geschlagen - bis sie blutete. Das Mädchen soll versucht haben, seine Schreie zu unterdrücken, weil diese den Vater noch wütender machten.
Ihre Mutter, eine Ärztin, war bei der Tat anwesend und tat nichts. Die Tochter wurde nach dem Angriff losgebunden und liegengelassen. Am nächsten Tag drohte der 45-Jährige ihr: Wenn sie sich nicht anstrenge, würde so etwas ab jetzt jeden Sonntag passieren. Daraufhin vertraute sich das Mädchen einer Lehrerin und einer Freundin an und flüchtete aus der Familie.
Sie will nicht, dass ihr Vater in Gefängnis muss
Der Vater wurde festgenommen und kam in Untersuchungshaft. Die Anklage lautete auf Freiheitsberaubung, gefährliche Körperverletzung und Misshandlungen. Der Handwerker legte über seinen Anwalt ein umfassendes Geständnis ab, weshalb seine Tochter nicht bei dem Prozess aussagen musste. Er selbst schwieg vor Gericht. Laut seinem Anwalt weiß der Vater nicht mehr, "wie lange und wie oft er zugeschlagen habe". Zudem ließ er über seinen Anwalt verlauten, sein Verhalten sei "unverzeihlich", und er sei über sich selbst entsetzt. Er vermisse seine Tochter, und es tue ihm sehr leid.
Das Gericht verurteilte ihn zu zwei Jahren Haft auf Bewährung. Das Urteil fiel wohl auch deswegen so milde aus, weil die 14-Jährige den ausdrücklichen Wunsch geäußert hat, dass ihr Vater nicht ins Gefängnis kommen soll. Das Verfahren gegen die Mutter, die nicht eingeschritten war, wurde bereits gegen eine Geldstrafe von 3000 Euro eingestellt. Der Teenager lebt mittlerweile in der Obhut des Jugendamtes und wünscht derzeit keinen Kontakt zum Vater. Wo sie zur Schule geht, ist den Eltern nicht bekannt.