Verwirrung um Pofalla: Der "Postillon" veralbert das Netz gleich zweimal
Verwirrung um PofallaDer "Postillon" veralbert das Netz gleich zweimal
4 Min.
Wechselt Ronald Pofalla nun zur Bahn oder nicht? Wie das Satire-Magazin "Der Postillon" mit einem einfachen technischen Trick für ordentlich Verwirrung - und peinliche Tweets sorgte.
Eine Meldung, die so fragwürdig ist, dass sie erfunden sein könnte, ein Ex-Minister, der sich nicht äußern will und aufgeregte Twitterer: Das sind die Zutaten für den neuesten Coup des "Postillon". Denn das mehrfach preisgekrönte Satire-Magazin hat zum Jahresanfang die Netzgemeinde gleich doppelt genarrt. Darunter auch Prominente und Politiker.
Anlass war die Meldung, dass Ex-Kanzleramtsminister Ronald Pofalla in den Vorstand der Deutschen Bahn wechseln werde. Das hatte am Donnerstagmittag zunächst die "Saarbrücker Zeitung" unter Berufung auf "gut unterrichtete Kreise" berichtet. Die Nachrichtenagentur DPA ließ sich die Information bestätigen, und kurz darauf standen auf allen Nachrichtenseiten entsprechende Artikel, auch bei stern.de - und sorgte nicht nur bei vielen Lesern, sondern auch Politikern für Empörung.
Ausgerechnet Pofalla, der nach seiner Aussage, die NSA-Affäre sei beendet, für die Netzgemeinde zur Witzfigur geworden war, will nun aus der Politik zur ohnehin schon verpönten Bahn wechseln? Für die Macher des "Postillons" klang das wohl nach einer Meldung, die sie sich selbst nicht besser hätten ausdenken können. Kurzerhand veröffentlichten auch sie einen Beitrag dazu - und schafften es mit einem einfachen technischen Kniff, alle an der Nase herumzuführen.
<blockquote class="twitter-tweet" data-width="540"><p lang="de" dir="ltr">Exklusiv: Ex-Kanzleramtsminister Ronald Pofalla wechselt in den Vorstand der Deutschen Bahn ... <a href="http://t.co/0j2yE0OBUl">http://t.co/0j2yE0OBUl</a> (Meldung vom 1.1.)</p>— Der Postillon 📯 (@Der_Postillon) <a href="https://twitter.com/Der_Postillon/status/418807442642710528?ref_src=twsrc%5Etfw">January 2, 2014</a></blockquote>
<script async src="https://platform.twitter.com/widgets.js" charset="utf-8"></script>
An dieser Stelle hat unsere Redaktion Inhalte von Twitter / X integriert.
Aufgrund Ihrer Datenschutz-Einstellungen wurden diese Inhalte nicht geladen, um Ihre Privatsphäre zu schützen.
Wie den findigen Lesern auffiel, war die Satire-Meldung auf den 1. Januar datiert, auf den ersten Blick also älter als die Nachrichten der seriösen Kollegen. Hatten diese also einfach vom "Postillon" abgeschrieben?
<blockquote class="twitter-tweet" data-width="540"><p lang="de" dir="ltr">Entweder hat <a href="https://twitter.com/Der_Postillon?ref_src=twsrc%5Etfw">@Der_Postillon</a> die <a href="https://twitter.com/hashtag/Pofalla?src=hash&ref_src=twsrc%5Etfw">#Pofalla</a> Meldung nachträglich aufgeschrieben um uns zu irritieren oder die Medien sind wirklich zu doof.</p>— Daniel Fiene (@fiene) <a href="https://twitter.com/fiene/status/418864292528943104?ref_src=twsrc%5Etfw">January 2, 2014</a></blockquote>
<script async src="https://platform.twitter.com/widgets.js" charset="utf-8"></script>
An dieser Stelle hat unsere Redaktion Inhalte von Twitter / X integriert.
Aufgrund Ihrer Datenschutz-Einstellungen wurden diese Inhalte nicht geladen, um Ihre Privatsphäre zu schützen.
Bei Twitter und Facebook ließen daraufhin Nutzer ihrem Spott über die etablierten Medien freien Lauf. Das verleitete auch Prominente wie Jan Böhmermann und Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckart zu hämischen Tweets, die ihnen im Nachhinein wohl eher unangenehm sein dürften.
An dieser Stelle hat unsere Redaktion Inhalte von Twitter / X integriert.
Aufgrund Ihrer Datenschutz-Einstellungen wurden diese Inhalte nicht geladen, um Ihre Privatsphäre zu schützen.
Das wiederum führt dazu, dass selbst gestandene Journalisten der "B.Z." verunsichert waren und gegen Mitternacht plötzlich behaupteten, dass die Pofalla-Meldung nur ein Witz gewesen sei - um sich wenig später erneut zu korrigieren: "Die 'Pofalla-Bahn-Fake-Sache', nennen wir sie einmal so, geistert immer noch durchs Netz. Jetzt ist aber klar, dass es ein Witz im Witz war: Nicht die Medien sollten offenbar gelinkt werden – sondern Leute, die die Wahrheit aus dem Netz ziehen, wie aus Twitter und ähnlichem", heißt es im Online-Angebot der Zeitung.
Denn während sich viele munter amüsierten, mahnten einige der bei Twitter aktiven Journalisten früh vor falschem Hohn und wussten, das Verwirrspiel einzuordnen.
<blockquote class="twitter-tweet" data-width="540"><p lang="de" dir="ltr">Da muss <a href="https://twitter.com/Der_Postillon?ref_src=twsrc%5Etfw">@der_postillon</a> nur eine Meldung rückdatieren und schon fallen alle drauf rein und schimpfen auf <a href="https://twitter.com/spiegelonline?ref_src=twsrc%5Etfw">@SPIEGELONLINE</a>, auch <a href="https://twitter.com/janboehm?ref_src=twsrc%5Etfw">@janboehm</a></p>— christoph sydow (@alsharq) <a href="https://twitter.com/alsharq/status/418868961653293056?ref_src=twsrc%5Etfw">January 2, 2014</a></blockquote>
<script async src="https://platform.twitter.com/widgets.js" charset="utf-8"></script>
An dieser Stelle hat unsere Redaktion Inhalte von Twitter / X integriert.
Aufgrund Ihrer Datenschutz-Einstellungen wurden diese Inhalte nicht geladen, um Ihre Privatsphäre zu schützen.
<blockquote class="twitter-tweet" data-width="540"><p lang="de" dir="ltr">Gott, wie peinlich manchen morgen ihre Tweets sein dürften. <a href="https://twitter.com/hashtag/Pofalla?src=hash&ref_src=twsrc%5Etfw">#Pofalla</a></p>— Judith Horchert (@Frau_Horchert) <a href="https://twitter.com/Frau_Horchert/status/418872645288214528?ref_src=twsrc%5Etfw">January 2, 2014</a></blockquote>
<script async src="https://platform.twitter.com/widgets.js" charset="utf-8"></script>
An dieser Stelle hat unsere Redaktion Inhalte von Twitter / X integriert.
Aufgrund Ihrer Datenschutz-Einstellungen wurden diese Inhalte nicht geladen, um Ihre Privatsphäre zu schützen.
Eines hat der Postillion-Coup einmal mehr unterstrichen: Recherche hilft - auch in Zeiten der vermeintlichen Schwarmintelligenz.
<blockquote class="twitter-tweet" data-width="540"><p lang="de" dir="ltr">Zeigt irre, wie absurd alles allen vorkommen muss, dass sie dem <a href="https://twitter.com/Der_Postillon?ref_src=twsrc%5Etfw">@Der_Postillon</a> lieber die Parodie abkaufen als den Nachrichten die Realität.</p>— Samira El Ouassil (@samelou) <a href="https://twitter.com/samelou/status/418877743992799232?ref_src=twsrc%5Etfw">January 2, 2014</a></blockquote>
<script async src="https://platform.twitter.com/widgets.js" charset="utf-8"></script>
An dieser Stelle hat unsere Redaktion Inhalte von Twitter / X integriert.
Aufgrund Ihrer Datenschutz-Einstellungen wurden diese Inhalte nicht geladen, um Ihre Privatsphäre zu schützen.