Ehemaliger Kanzleramtsminister Pofalla soll Bahn-Vorstand werden

Als Kanzleramtsminister Ronald Pofalla ankündigte, seinen Posten in der neuen Regierung zu räumen, war das eine gewaltige Überraschung. Jetzt scheint klar, wohin es Merkels treuesten Vasallen zieht.

Der frühere Kanzleramtsminister Ronald Pofalla (CDU) ist als Vorstandsmitglied bei der Deutschen Bahn im Gespräch. Entsprechende Informationen wurden der Nachrichtenagentur DPA am Donnerstag in Berlin im Grundsatz bestätigt. Die "Saarbrücker Zeitung" berichtet, der 54-Jährige solle ein neues Ressort für die langfristige Unternehmensstrategie und Kontakte zur Politik übernehmen. Er könnte bereits bei der nächsten Aufsichtsratssitzung im März ernannt werden Ein Sprecher des bundeseigenen Konzerns sagte dazu auf Anfrage am Donnerstag: "Zu Personalspekulationen aller Art nehmen wir keine Stellung."

Bei der Bildung der neuen schwarz-roten Bundesregierung war überraschend Pofallas Rückzug aus der ersten Reihe der Bundespolitik bekanntgeworden. Damals sagte der CDU-Politiker, er wolle mehr Zeit für sein Privatleben haben und nach einer Übergangsfrist in die Wirtschaft wechseln. Kanzleramtschef wurde stattdessen Ex-Umweltminister Peter Altmaier.

Bahn liegt im Clinch mit EU-Kommission

Pofalla ist ein Vertrauter von Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Erst im November war der Staatsminister im Kanzleramt, Eckart von Klaeden (CDU), aus der Berliner Regierungszentrale in die Wirtschaft gewechselt. Der 48-Jährige ging als Leiter der Abteilung Politik und Außenbeziehungen zum Autokonzern Daimler.

Die Bahn hat seit dem Amtsantritt von Unternehmenschef Rüdiger Grube keinen Vorstand für Politik mehr. Grube wollte sich darum selbst kümmern. Vor allem lieferte sich das Unternehmen mit EU-Verkehrskommissar Siim Kallas Auseinandersetzungen. Kallas will die enge Verbindung zwischen dem staatlich subventionierten Schienennetz und dem Konzern aufbrechen, um Diskriminierungen von Wettbewerbern besser verhindern zu können. Eine komplette Abtrennung des Netzes hatten Kanzleramt und Bahn abgelehnt.

DPA · Reuters
kng/DPA/Reuters