Der gebürtige Slowene ist extra aus Israel angereist, um von seinem Leid als KZ-Insasse zu berichten.
Video 100-jähriger Wachmann aus Konzentrationslager Sachsenhausen muss sich erstem Zeugen stellen

Im Prozess um den ehemaligen SS-Wachmann Josef S. im Konzentrationslager Sachsenhausen wurde am Donnerstag die Aussage des ersten Zeugen erwartet. Dem inzwischen 100-jährigen Angeklagten wird vorgeworfen, wissentlich und willentlich Beihilfe zum Mord an Tausenden Lagerinsassen geleistet zu haben, in den Jahren 1942 bis 45. Der geladene Zeuge, der 92-jährige Emil Farkas war selbst Häftling im KZ-Sachsenhausen. Für seine Aussage ist er aus Israel angereist. Farkas Anwalt Thomas Walther sagt, die geschilderten Erinnerungen seines Mandanten habe allen Anwesenden verdeutlicht, dass die Vergehen des Angeklagten nach dem Urteilsspruch eines Gerichtes verlangten. „Und die Schuh-Test-Strecke, die war praktisch der Präsentierteller, auf dem die Macht der Leitung dieses Konzentrationslagers demonstriert wurde. Zehn Stunden am Tag laufen Gefangene um die Wette und müssen marschieren und müssen singen und da war eben er einer davon." Efraim Zuroff, ist Direktor des Simon-Wiesenthal-Zentrums, das sich der Aufgabe widmet, Nazi-Kriegsverbrecher zu finden und vor Gericht zu bringen. Er widerspricht dem weitverbreiteten Argument, Täter des Naziregimes wegen ihres hohen Alters nicht mehr vor Gericht gebracht werden. „Denken sie daran, er hat diese Taten ja nicht gestern begangen, damals war er ein junger Mann, voller Energie, und diese Energie hat er darauf verwendet unschuldige Männer, Frauen und Kinder zu töten, nur weil sie als Feinde des Reichs galten." Seiner Beobachtung nach, sei es Tätern wie Josef S. gemein, dass sie keine Reue zeigten. „Keiner dieser Leute zeigt Reue, was mich wirklich verwundert, weil inzwischen so viel Information über damals bereitsteht - es gibt Filme, Theaterstücke, Bücher, man könnte meinen, diese Leute hätten in der Zwischenzeit vielleicht ein bisschen was gelesen und seien zu der Erkenntnis gekommen, dass sie etwas falsch gemacht hätten, aber leider ist dem nicht so." Gerichtsverfahren wie dieses im brandenburgischen Neuruppin seien wichtig, um einer falschen Darstellung der Geschichte entgegenzuwirken, so Zuroff. In Sachsenhausen waren vor allem politische Gefangene aus ganz Europa untergebracht, aber auch sowjetische Kriegsgefangene und einige Juden.