Wegen Beihilfe zum Mord an mehr als 3500 Menschen hat das Landgericht Neuruppin einen 101-jährigen früheren Wachmann des Konzentrationslagers Sachsenhausen zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt.
"Das Gericht ist zur Überzeugung gelangt, dass Sie entgegen Ihren gegenteiligen Beteuerungen rund drei Jahre lang in dem Konzentrationslager als Wachmann tätig waren", so der Vorsitzende Richter am Dienstag. Damit habe der Angeklagte den Terror und die Mordmaschinerie der Nationalsozialisten mitgetragen. "Sie haben mit Ihrer Tätigkeit diese Massenvernichtung bereitwillig unterstützt."
Fünf Jahre Haft für früheren KZ-Wachmann
Der Verurteilte beteuerte in dem seit dem 7. Oktober 2021 Prozess bis zuletzt seine Unschuld. "Ich weiß überhaupt nicht, was ich getan haben soll", sagte er in seinem Schlusswort am Montag. Die Verteidigung des Mannes hatte auf Freispruch plädiert und auf eine Entscheidung des Bundesgerichtshofes verwiesen, wonach die bloße Tätigkeit im Wachdienst eines Konzentrationslagers nicht für eine Verurteilung ausreichend ist, sondern konkrete Taten nachgewiesen werden müssen. Dies sei dem Gericht nicht gelungen. Anders sah dies die Staatsanwaltschaft, die fünf Jahre Gefängnis gefordert hatte. Auch die Vertretung der Nebenklage hatte auf eine Gefängnisstrafe plädiert.
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Stauffenberg ist die Lichtgestalt des Widerstandes, und wie das mit so überhöhten Personen der Zeitgeschichte so ist, hat ihr Bild oft nur bedingt etwas mit dem dahinter Menschen zu tun. Das ist auch bei Claus Schenk Graf von Stauffenberg so. Sophie von Bechtolsheim ist seine Enkelin und sie ist Historikern. Erstmals erzählt sie in diesem Buch, wie Stauffenberg in der Familie wahrgenommen wurde.
Das Verfahren des Landgerichts Neuruppin fand wegen des hohen Alters am Wohnort des 101-Jährigen in Brandenburg an der Havel statt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Das Konzentrationslager Sachsenhausen wurde 1936 nördlich von Berlin von den Nationalsozialisten eingerichtet und bestand bis zur Befreiung durch die Rote Armee 1945. Insgesamt wurden hier mehr als 200.000 Menschen inhaftiert und Zehntausende ermordet.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel wurde nach seiner Erstveröffentlichung aktualisiert.
Quellen: Landgericht Neuruppin, Gedenkstätte Sachsenhausen, Nachrichtenagenturen DPA und AFP