Am 20. Juli vor 77 Jahren verkündete der Bombenanschlag auf Adolf Hitler, dass es noch ein anderes Deutschland jenseits der Nazi-Herrschaft gab. Hitler überlebte, wieder einmal. Seit der Machtergreifung 1933 hatte es rund 40 Attentatsversuche auf ihn gegeben. Die meisten gingen über die Planungsphase nicht hinaus, die wenigen tatsächlich umgesetzten Versuche misslangen entweder aus technischen Gründen oder weil Hitlers unstete Art das Timing der Attentäter durchkreuzte.
Am 20. Juli war es der reine Zufall. Die Lagebesprechung sollte eigentlich in einem Bunker stattfinden, wurde dann jedoch in letzter Minute in eine der Holzbaracken verlegt. Im Bunker wäre Druckwelle der in einer Aktentasche versteckten Bombe tödlich gewesen, in der leichten Baracke hingegen konnte die Wucht der Detonation nach Außen entweichen. Der Staatsstreich scheiterte. Wer heute an den Widerstand denkt, dem fallen meist sofort die Namen des militärischen Widerstandes ein: Claus Schenk Graf von Stauffenberg, Ludwig Beck, Hennig von Treskow und Rudolph Christoph Freiherr von Gersdorff.
Viele andere Namen im Kampf gegen den Nazi-Terror verblassen hingegen. Carl Goerdeler, der die „Goerdeler-Gruppe“, den bürgerlich-konservativen Zweig der Opposition führte und nach dem Staatsstreich Reichskanzler werden sollte. Der Diplomat Ulrich von Hassel sowie Wilhelm Leuschner. Oder die gesellschaftlich Progressiven des Kreisauer Kreises um Helmuth James Graf von Moltke, Freya von Moltke, Peter Graf Yorck von Wartenburg, Adam von Trott zu Solz, Alfred Delp, Adolf Reichwein. Ihnen schwebte zuletzt ein „Europa der Regionen“ als Strukturmodell Deutschlands und Europas vor. Keine Nationalstaaten mehr, sondern politische Beteiligung eines jeden in seinem unmittelbaren Wirkungskreis.
Daneben widerstanden Gruppen wie die Rote Kapelle, die Weiße Rose und viele Einzelpersonen wie der heute fast vergessene Ernst Niekisch der Nazi-Herrschaft. Einmal von der Gestapo gefasst, hatten die Gegner des Regimes ihr Leben verwirkt. Widerstand, selbst der geringste, war im NS-System tödlich, nicht nur für die Widerständler selbst, sondern häufig auch für ihre Familien. Der Mut und die Charakterstärke dieser Männer und Frauen können daher nicht hoch genug geschätzt werden.