Er hatte die Aktenmappe mit der Bombe gezielt platziert. Hatte sie an einem der beiden massiven Holzsockel abgestellt, auf denen die Eichenplatte des Besprechungstisches ruhte. Es war der Sockel, neben dem Adolf Hitler stand an diesem 20. Juli 1944 bei der Lagebesprechung in der Wolfsschanze, dem "Führerhauptquartier" in Ostpreußen. Der Attentäter war sich sicher, dass die Sprengkraft stark genug war. Dann verließ er unter dem Vorwand, kurz telefonieren zu müssen, den Raum.
Als Claus Schenk Graf von Stauffenberg, 37 Jahre alt, Generalstabsoffizier, Familienvater, um 12.42 Uhr aus Richtung Lagebaracke eine gewaltige Detonation hörte, glaubte er fest, Deutschland vom "Führer" befreit zu haben. Zusammen mit seinem Adjutanten und Mitverschwörer, Oberleutnant Werner von Haeften, flog er nun zurück nach Berlin, um den Staatsstreich durchzuführen. Er hatte noch etwa elf Stunden zu leben.
Was in der Wolfsschanze tatsächlich passiert war, ahnte er nicht. Vier Männer tödlich, andere schwer verletzt. Und Hitler? Nur leichte Blessuren. Darüber, warum die Bombe ihn nicht zerfetzte, gibt es verschiedene Versionen. Nach einer hatte Stauffenberg die Aktenmappe so abgestellt, dass Hitler durch den Sockel quasi geschützt war, nach einer anderen hatte sie einen der anwesenden Militärs beim Herantreten an den Tisch gestört, sodass er sie auf die andere, die Hitler abgewandte Seite des Sockels stellte.
Eine Frage von Zentimetern also. Eine winzige Spanne, die über Gelingen und Scheitern entschied, die das Schicksal des Mannes und seiner Mitstreiter bestimmte, die ihr Land retten wollten, und das von Millionen Menschen, die in den neun Monaten bis zum Kriegsende noch umkommen würden.
Die Geschichte einer Wandlung
Wäre Hitler tot gewesen, hätten vermutlich nicht nur die Hitler-Gegner Stauffenberg als Helden gefeiert. So, als Gescheiterter, galt er den Wendehälsen und Alt-Nazis, die nach dem Krieg wieder Karriere machten, noch lange als Verräter, der den Treueeid gebrochen hatte. Warum entschloss sich ausgerechnet Stauffenberg, der wenige Jahre zuvor noch ein begeisterter Anhänger der Idee des "Großdeutschen Reiches" gewesen war, dazu, ins Räderwerk der Geschichte einzugreifen? Die Geschichte des Claus Schenk Graf von Stauffenberg, geboren 1907, ist auch die einer Wandlung. Er und seine zwei Jahre älteren Zwillingsbrüder Berthold und Alexander wurden geprägt von der idyllischen Monarchie einer guten, alten Zeit: Vater Alfred stand als Oberhofmarschall im Dienst des Königs von Württemberg, Mutter Caroline war Hofdame. Das Stuttgarter Schloss wurde für die Buben zum zweiten Zuhause, die meiste Zeit verbrachten sie auf dem väterlichen Anwesen am Fuß der Schwäbischen Alb.
Von den sozialen Kämpfen in Deutschland war diese Welt Lichtjahre entfernt. Claus, ein zartfühlender, kluger, kränkelnder Junge, wuchs zum frühreifen Schöngeist heran. Er liebte sein Cello, wollte Architekt werden und dichtete: "Oft ist es mir als müsst ich Pläne zeichnen / Von hohen unermesslichen Palästen / Mit rotem Marmor weißen Treppenhäusern / Und märchenlangen lichtbesäten Gängen." Mit 16 geriet er in den Bann des Dichters Stefan George. Heute vergessen, war der Poet zu seiner Zeit ein Star. Die George-Eleven zelebrierten den altdeutschen Traum von Kaiserherrlichkeit und Untertanentreue. "Ich wühle gern in alter Helden Sagen / Und fühle mich verwandt so hehrem Tun / Und ruhmbekröntem Blute", schwärmte Teenager Claus.

Nach dem Abitur tauschte Stauffenberg das Cello gegen das Gewehr
Die Welt draußen war trist. Deutschland, ein zerrissenes, politisch unreifes Land, litt unter der "Schmach von Versailles", fühlte sich gedemütigt von den Siegern des Ersten Weltkriegs. Draußen wurde gestreikt und geschossen, bei George ging es weihevoll und aristokratisch zu. Man fühlte sich als Elite eines anderen, kommenden Deutschland.
Das Abitur bestand Claus ohne Glanz und traf dann eine verblüffende Berufswahl: Er tauschte das Cello gegen das Gewehr, war infiziert vom wahnhaften Nationalismus jener Jahre und träumte vom romantischen Offiziersideal. In einer dienstlichen Beurteilung heißt es über den 23-jährigen Leutnant: "Zuverlässiger und selbstständiger Charakter mit unabhängiger Willens- und Urteilsbildung. Besitzt bei ausgezeichneten geistigen Anlagen überdurchschnittliches taktisches und technisches Können. (...) Neigt gelegentlich gegenüber Kameraden zur Überheblichkeit, die sich leicht spöttisch äußert, aber nie verletzend wirkt. Etwas salopp in Haltung und Anzug, dürfte sein Auftreten als junger Offizier etwas frischer und energischer sein. (...) Berechtigt bei fortschreitender Entwicklung zu den besten Hoffnungen." Das Zeugnis stammt von 1933. Es war ein Schicksalsjahr: Stauffenberg wurde zum Oberleutnant befördert. Er heiratete Nina von Lerchenfeld. Sein geistiger Ziehvater Stefan George starb. Hitler wurde Reichskanzler.
Das Pöbelhafte der Nazis war ihm zuwider, das neue Reich willkommen
Seine politischen Vorstellungen in dieser Zeit wirken verschwommen und widersprüchlich. Das Pöbelhafte der Nazis war ihm zuwider, das neue Reich willkommen. Hitler setzte sich über alle Bestimmungen des Versailler Vertrages hinweg und begann eine stürmische Wiederaufrüstung. Zumindest in diesem Punkt erschien er Stauffenberg als Erlöser.
Der junge Adelige, 1,82 Meter groß, stahlblaue Augen, gewandtes Auftreten, wurde Generalstabsoffizier, als Logistiker nahm er am Polenfeldzug teil. Seiner Frau schrieb er aus dem vergewaltigten Land Briefe voll unbefangenem Hochmut: "In den letzten Stabsquartieren habe ich in ziemlich heruntergekommenen Châteaus herrliche Empiremöbel gesehen. Unwahrscheinlich schöne Sachen, bei denen mir die Augen übergehen." Von den Einheimischen war er weniger angetan: "Die Bevölkerung ist ein unglaublicher Pöbel, sehr viele Juden und sehr viel Mischvolk. Ein Volk, welches sich nur unter der Knute wohlfühlt. Die Tausenden von Gefangenen werden unserer Landwirtschaft recht gut tun."
Den Frankreich-Feldzug erlebte Stauffenberg wie im Rausch. Aus der Etappe schrieb er Nina: "Uns geht es köstlich. Wie sollte es auch anders sein bei solchen Erfolgen - Kaffee, Eier zum Frühstück, herrliche Bordeaux, Burgunder und Heidsieck, sodass sich das Sprichwort "Leben wie der Herrgott in Frankreich" durchaus bewahrheitet." Sein früheres, herablassendes Urteil über den "Führer" korrigierte er: "Der Vater dieses Mannes war kein Kleinbürger. Der Vater dieses Mannes ist der Krieg."
Die barbarischen Gräueltaten belasteten ihn zunehmend
Zunächst bereitete auch der Ausrottungs- und Vernichtungsfeldzug gegen die Sowjetunion dem Karriere-Offizier keine Skrupel. Sein Vetter Peter Yorck von Wartenburg hatte da längst erkannt: "Das treibt absolut in das imperialistische Denken. Dem muss baldigst entgegengetreten werden." Sein späterer Mitverschwörer Helmut Stieff sagte unter dem Eindruck von Massenerschießungen und Judenverfolgung in Polen: "Ich schäme mich, ein Deutscher zu sein." Und auch Berthold von Stauffenberg versuchte, seinen jüngeren Bruder für den Widerstand zu gewinnen. Vergebens. Frustriert teilte er den Freunden mit: "Ich habe mit Claus gesprochen. Er sagt, zuerst müssen wir den Krieg gewinnen. Während des Krieges darf man so was nicht machen, vor allem nicht während eines Krieges gegen die Bolschewisten. Aber dann, wenn wir nach Hause kommen, werden wir mit der braunen Pest aufräumen."
Claus von Stauffenberg wurde zum Major befördert und rückte in den Generalstab des Heeres auf. "Ich habe die Tür von Claus nie geöffnet, ohne ihn am Fernsprecher anzutreffen", erinnerte sich ein Offizierskamerad. "Vor ihm Stöße von Papier, die Linke am Hörer, die Rechte mit dem Bleistift bewaffnet, die Akten wendend. Er sprach mit lebhafter Miene, je nach Gesprächspartner lachend (ohne das ging's eigentlich nie) oder schimpfend. Sein Tempo, seine Konzentration waren eisern, in den Nachtstunden so frisch wie am Morgen. Seine Nerven und seine Gesundheit, die er gewiss nicht schonte (er rauchte, was es gab, trank, soweit er Zeit hatte, er ritt beinahe jeden Morgen vor dem Dienst, er schlief wenig), waren beneidenswert."
Doch dann wurde der Nervenstarke schwankend. Die barbarischen Gräueltaten in den besetzten Ostgebieten belasteten ihn zunehmend. Und Hitler offenbarte seinen Wahnsinn nun auch in irrwitzigen strategischen Entscheidungen, die den Offizier zur Raserei trieben. Bei einem Ausritt Mitte 1942 brach es aus ihm heraus: "Findet sich da drüben im Führerhauptquartier kein Offizier, der das Schwein mit der Pistole umlegt?" Erleichtert stellte der militärische Widerstand um Generalmajor Hans Oster und General Friedrich Olbricht in Berlin fest: "Er hat nun begriffen und macht mit."
Ein Kriegsverletzter im Zentrum des Widerstands
Erst spät hatte Stauffenberg "begriffen", doch jetzt kämpfte er vehement gegen das Regime. Auf Frontreisen warb er offensiv um Unterstützung und konfrontierte die Kommandeure mit dem Grauen hinter der Front: "Wir müssen handeln, weil - und das wiegt am schwersten - in eurem Rücken Verbrechen begangen wurden, die den Ehrenschild des deutschen Volkes beflecken." Man hörte ihm zu. Aber sich gegen den Führer stellen? Den Soldateneid brechen?
Stauffenberg spottete über die "Teppichleger im Generalsrang" und fluchte: "Die Kerle haben ja die Hose voll oder Stroh im Kopf, sie wollen nicht!" Frustriert ließ er sich an die Front versetzen. Er übernahm die Führung der 10. Panzerdivision in Nordafrika. Bei einem Fliegerangriff am 7. April 1943 verlor er das linke Auge, die rechte Hand, zwei Finger der Linken, Splitterwunden. Wochenlang rang er mit dem Tod. In dieser Zeit muss der Entschluss in ihm gereift sein. Noch auf dem Krankenbett sagte er zu seiner Frau: "Weißt du, ich habe das Gefühl, dass ich jetzt etwas tun muss, um das Reich zu retten. Wir sind als Generalstäbler alle mitverantwortlich."
Die Verschwörer bugsierten Stauffenberg ins Zentrum des Widerstandes. Dort, in Berlin, hatte Henning von Tresckow, einer der brillantesten Köpfe, das Szenarium für den Staatsstreich entworfen. Doch Tresckow wurde an die Front versetzt. Stauffenberg trat an seine Stelle. Wie besessen arbeitete er: bis in den späten Abend hinein offizielle Amtsgeschäfte, nach Dienstschluss Verschwörung. Er agitierte, überarbeitete die Umsturzpläne und kam im Laufe der Zeit immer enger mit dem zivilen Widerstand in Kontakt. Zwar mokierte er sich über die "Verschwörerkränzchen, in denen man sich das Herz erleichtert über die bösen Zeiten", aber mit Julius Leber, einem Sozialdemokraten, freundete er sich an. Ein Demokrat war Stauffenberg gewiss nicht, die "Gleichheitslüge" verachtete er, der Weimarer Republik weinte er keine Träne nach. Er wollte den Krieg beenden, von Deutschland retten, was noch zu retten war, und den Vormarsch der Roten Armee auf Reichsgebiet unter allen Umständen verhindern. Die Mitverschwörer bestanden darauf, dass ein anderer den Anschlag auf Hitler ausführen solle; Stauffenbergs Organisationstalent wurde beim Staatsstreich gebraucht. Also suchte und instruierte er Attentäter. Der eine schwankte, dem anderen entwischte Hitler um Haaresbreite, der Dritte kam nicht nah genug an ihn heran, einen Vierten verließ der Mut. Die Gefahr, dass die Konspiration aufflog, wuchs stündlich.
Er war davon überzeugt, Hitler getötet zu haben
Schließlich entschied Stauffenberg, das Attentat selbst auszuführen. Am 11. Juli 44 referierte er im Führerhauptquartier, aber er zündete die Bombe nicht. SS-Reichsführer Heinrich Himmler und der designierte Hitler-Nachfolger Hermann Göring waren nicht anwesend; der Plan sah vor, die beiden mit zu beseitigen. Am 15. Juli war Himmler erneut nicht im Raum. Am 20. Juli war es Stauffenberg dann egal. Diesmal musste es passieren, so oder so. Henning von Tresckow hatte ihn ermutigt: Es komme nicht mehr auf den praktischen Zweck an, "sondern darauf, dass die deutsche Widerstandsbewegung vor der Welt und vor der Geschichte unter Einsatz des Lebens den entscheidenden Wurf gewagt hat". Stauffenberg hatte ihn gewagt.
Als er an diesem 20. Juli 1944 nach dem Attentat in der Wolfsschanze zurück nach Berlin kam, war er fest davon überzeugt, Hitler getötet zu haben. Vom Bendlerblock am Landwehrkanal aus, Sitz wichtiger Kommandostellen der Wehrmacht, dirigierte er den weiteren Verlauf des geplanten Coups, um sich eine Gruppe von Männern, die wie er Deutschland den Nazis entreißen wollten, viele von ihnen Militärs. In Fernschreiben an die regionalen Wehrkreise gaben die Verschwörer vor, einen Staatsstreich zu bekämpfen. Mit dieser List wollten sie das Ersatzheer für ihre Zwecke einspannen. Der Ausnahmezustand sei verhängt, meldeten sie, SS und Gestapo müssten ausgeschaltet, Rundfunksender besetzt, das Regierungsviertel militärisch gesichert werden.
Für den Moment schien der Bluff zu funktionieren: Der Kontakt zum Führerhauptquartier war unterbrochen. Das Wachbataillon "Großdeutschland" rückte aus, um das Regierungsviertel zu schützen. Die Residenz von Propagandaminister Joseph Goebbels war umstellt. Auch in Kassel und München, Wien und Prag marschierten Truppen gegen den NS-Staat. In Paris wurden etwa 1200 Parteibonzen und SS-Schergen auf Lastwagen ins Wehrmachtsgefängnis transportiert.
Daran, dass Hitler ausgeschaltet war, ließ Stauffenberg keinen Zweifel. "Er ist tot! Ich habe gesehen, wie man ihn hinausgetragen hat." General Olbricht, eine Zentralfigur des militärischen Widerstandes, zögerte. Er wusste, alle Verschwörer - und einer nach dem anderen traf jetzt in der Bendlerstraße ein - setzten ihr Leben aufs Spiel. Doch dann ließ er sich von Stauffenberg wieder mitreißen und erklärte seinem Vorgesetzten Fritz Fromm, Oberbefehlshaber des Ersatzheeres, man habe in seinem Namen Militäreinheiten gegen das Regime mobilisiert - ein Bekenntnis zum Hochverrat.
Als die Nacht hereinbrach, wurde es einsam um den Regisseur des Staatsstreichs
Fromm, durch und durch Opportunist, hatte von den Aufstandsplänen gewusst, sich aber stets alle Optionen offen gehalten. Nach einem Telefonat mit der Wolfsschanze schwenkte er nun feige um auf den "Führer". Stauffenberg beschwor ihn: "Herr Generaloberst, ich habe die Bombe während der Besprechung bei Hitler gezündet. Es hat eine Explosion gegeben, als ob eine 15-Zentimeter-Granate eingeschlagen hätte. Niemand in dem Raum kann überlebt haben!" Doch Fromm mimte den empörten Linientreuen. Es kam zu einem Handgemenge. Werner von Haeften zog die Pistole, Fromm wurde abgeführt.
Dann, gegen Abend, das Ende: Über Funk meldete die Wolfsschanze: "Der Führer lebt! Völlig gesund!" Den Verschwörern brach der Angstschweiß aus. Aber Stauffenberg machte unbeirrt weiter, bestärkte, beschwor, befahl, das Telefon als Waffe, seine Worte Munition: "Sie müssen sofort alle Rundfunk- und Nachrichtenstellen besetzen - jeder Widerstand wird gebrochen - wahrscheinlich bekommen Sie Gegenbefehle aus dem Führerhauptquartier - die sind nicht autorisiert - nein - die Wehrmacht hat die vollziehende Gewalt übernommen... haben Sie verstanden? - Jawohl, das Reich ist in Gefahr - wie immer in Stunden der höchsten Gefahr hat jetzt der Soldat die Vollzugsgewalt."
Als die Nacht hereinbrach, wurde es einsam um den Regisseur des Staatsstreichs. Die Gauleiter waren telegrafisch instruiert: "Nur Befehle des Führers Adolf Hitler oder seiner Männer haben Gültigkeit." Aus dem Radio tönt es: "Der Führer hat außer leichten Verbrennungen und Prellungen keine Verletzungen erlitten." Er werde bald "zum deutschen Volk" sprechen. Ludwig Beck gehörte an diesem Abend in der Bendlerstraße zu denen, die bis zuletzt bereit waren, "an einer Schicksalswende die letzte Kraft einzusetzen". Der Generaloberst a. D. hatte sich schon 1938 wegen Hitlers Kriegspolitik aus dem Militärdienst verabschiedet; nach dem Putsch sollte er das Amt des Generalstatthalters übernehmen. Jetzt dämmerte ihm, dass sie am Ende waren.
Brutaler Rachefeldzug gegen die gesamte Opposition
Und auch Stauffenberg spürte nun, dass er gescheitert war. Um 23.15 Uhr hatte im Bendlerblock wieder Fromm das Sagen. Ein letztes Telefonat nach Paris beendete Stauffenberg mit dem Satz: "Die Schergen lärmen schon draußen auf dem Flur. Es ist aus." Er legte auf und sprach, halb zu sich selbst, halb zur Sekretärin: "Sie haben mich ja alle im Stich gelassen."
Nach einem Feuergefecht ließ Fromm die Verschwörer festnehmen. Die Anführer verurteilte er standrechtlich zum Tode - niemand sollte von seiner Mitwisserschaft erfahren. Beck wollte sich selbst töten; zwei Versuche schlugen fehl, ein Feldwebel erschoss den Bewusstlosen. Olbricht, von Haeften, Mertz von Quirnheim und Stauffenberg wurden in den Hof geführt. Kurz nach Mitternacht brachen sie dort im grellen Licht von Autoscheinwerfern unter den Gewehrsalven eines Sonderkommandos zusammen. Stauffenberg soll mit dem Ruf gestorben sein: "Es lebe das heilige Deutschland!"
Die NS-Führung begann sofort einen brutalen Rachefeldzug gegen die gesamte Opposition. Insgesamt etwa 7000 Verdächtige gerieten in die Fänge der Gestapo, fast 200 Regimegegner wurden ermordet, viele von ihnen in der Strafanstalt Berlin-Plötzensee erhängt. Manche, wie Henning von Tresckow, zogen den Freitod vor. Berthold von Stauffenberg wurde in einem Schauprozess zum Tode verurteilt und noch am selben Tag, dem 10. August 1944, hingerichtet.