In der Stadt Chan Junis hat die israelische Armee laut Premier Netanjahu das Haus von Hamas-Chef Al-Sinwar umstellt. UN-Generalsekretär Guterres schlug unterdessen mit einem ungewöhnlichen Schritt Alarm beim Sicherheitsrat der Vereinten Nationen.
Video Heftige Kämpfe im Gazastreifen

STORY: Die israelische Armee ist nach eigenen Angaben erstmals ins Zentrum von Chan Junis vorgedrungen. Diese am Mittwoch veröffentlichten Militäraufnahmen sollen den Vormarsch von Soldaten in der größten Stadt des südlichen Gazastreifens zeigen. Die Armee sprach von "gezielten Angriffen". Israels Premier Benjamin Netanjahu sagte, die israelischen Streitkräfte hätten das Haus des Hamas-Führers Jahja Al-Sinwar in Chan Junis umstellt. Die al-Kassam-Brigaden, der bewaffnete Flügel der Hamas, sprachen von heftigen Kämpfen auch in Gaza-Stadt und veröffentlichten am Mittwoch Videos, die Angriffe auf israelische Militärfahrzeuge zeigen sollen. Datum und Ortsangaben der Aufnahmen beider Seiten konnten nicht unabhängig überprüft werden. Unterdessen suchten Tausende von vertriebenen Zivilisten Schutz im südlichen Gazastreifen. Die israelische Armee hatte ihnen über Flugblätter mitgeteilt, dass sie in Rafah, an der Grenze zu Ägypten sicher seien. Am Mittwoch wurden dort jedoch beim Beschuss eines Hauses mehr als 15 Menschen getötet. Laut Angaben palästinensischer Mediziner trafen israelische Bomben das Gebäude. Angesichts der Lage im Krieg zwischen Israel und der Hamas wandte sich UN-Generalsekretär Antonio Guterres am Mittwoch mit einem Brief an den UN-Sicherheitsrat. Erstmals seit seinem Amtsantritt 2017 habe er sich dabei auf Artikel 99 der UN-Charta berufen, sagte ein Sprecher der Vereinten Nationen. "In Artikel 99 heißt es, ich zitiere: "Der Generalsekretär kann dem Sicherheitsrat jede Angelegenheit zur Kenntnis bringen, die seiner Ansicht nach die Aufrechterhaltung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit gefährden kann. In dem Schreiben fordert der Generalsekretär die Mitglieder des Sicherheitsrates nachdrücklich auf, auf die Abwendung einer humanitären Katastrophe hinzuwirken, und er appelliert, einen humanitären Waffenstillstand auszurufen." Die USA, eine der fünf Vetomächte im Sicherheitsrat, sind gegen einen Waffenstillstand, weil sie vermuten, dass dieser nur der radikal-islamischen Hamas zugutekäme. Um einen Zusammenbruch der humanitären Versorgung im Gazastreifen zu verhindern, erlaubte das israelische Sicherheitskabinett am Mittwochabend eine "minimale" Erhöhung der Treibstoff-Einfuhr in das Gebiet. Wie das Büro von Premier Netanjahu mitteilte, soll die Menge vom Kabinett festgelegt und auf der Grundlage der lokalen humanitären Situation angepasst werden.