Nach dem Gewaltverbrechen mit vier Toten im oberbayerischen Weilheim ermitteln die Behörden weiter mit Hochdruck zu den Hintergründen der Tat. Am Samstag gab es dazu keine neuen Informationen, wie ein Polizeisprecher mitteilte.
Allerdings wurden Hinweise auf die familiären Zusammenhänge der Toten bekannt: Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtete, bei den toten Frauen handele es sich um zwei Schwestern. Die "Bild"-Zeitung und der Bayerische Rundfunk melden zudem, es seien Zwillingsschwestern gewesen.
Ob die vier Toten zwei Ehepaare sind, darüber gab es am Samstag widersprüchliche Angaben. Auch das Motiv sei weiterhin unklar. Die Ermittler selbst wollten aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nicht verraten, wie das genaue Verhältnis der Toten zueinander war, schrieb die dpa. Es sei lediglich mitgeteilt worden, sie seien miteinander verwandt gewesen.
Todesursachen der beiden Frauen sind bislang unklar
Den bisherigen Erkenntnissen zufolge hatte ein Mann am Freitagnachmittag erst zwei 57 Jahre alte Frauen und dann einen 60-Jährigen getötet. Das männliche Opfer soll der Schwager des Täters gewesen sein, hieß es in einigen Berichten. Er starb Informationen der Polizei zufolge rund einen Kilometer vom Fundort der toten Frauen entfernt. Anschließend soll der 59-jährige Täter sich selbst das Leben genommen haben, in der Nähe des Flusses Ammer, keine drei Kilometer vom Fundort des 60-Jährigen entfernt. Ein Passant hatte den Toten am Freitag gegen 19.15 Uhr gefunden.
Die Leichen der Männer wiesen nach dpa-Informationen Schussverletzungen auf. "Die Frauen hatten keine Schussverletzungen", sagte Polizeisprecher Alexander Huber am Samstag. Auch über mögliche Stichverletzungen sei ihm nichts bekannt. Wie genau die 57-jährigen Frauen starben, soll nun eine Obduktion klären. Diese werde womöglich noch am Samstag erfolgen.
Der mutmaßliche Täter war nach dpa-Informationen mit einer der 57-Jährigen verheiratet. Ob die beiden Kinder hatten, wollte der Polizeisprecher nicht sagen.
Toter auf Parkbank in Weilheim entdeckt
Eine Zeugin habe den noch lebenden 60-Jährigen in einem Garten eines Mehrfamilienhauses im Zentrum von Weilheim gefunden und daraufhin sofort die Polizei und den Rettungsdienst verständigt, hatte die Polizei zuvor berichtet. Der Notruf ging demnach um 16.50 Uhr ein. Die sofort eingeleiteten Reanimationsmaßnahmen waren jedoch vergebens, der Mann starb noch vor Ort an seinen schweren Verletzungen. Die anschließende Großfahndung der Polizei brachte zunächst keinen Erfolg.
Knapp zweieinhalb Kilometer weiter und mehr als zwei Stunden später entdeckte ein Zeuge schließlich den leblosen 59-Jährigen auf einer Parkbank. Als die Einsatzkräfte eintrafen, war der mutmaßliche Täter bereits tot. In seinem Anwesen fanden die Beamten dann die zwei toten Frauen. Ihnen wurden "massive Verletzungen" zugefügt.
Die weiteren Ermittlungen in dem Fall führen die Kriminalpolizei Weilheim und die Staatsanwaltschaft München II. Die Stadt Weilheim hat rund 23.000 Einwohner. Die Stadt liegt rund 50 Kilometer südwestlich von München im Landkreis Weilheim-Schongau.
Ob die Öffentlichkeit jemals das Motiv der Tat erfahren wird, ist fraglich. "Letztlich ist es kommuniziert, dass es sich um eine Beziehungstat handelt", sagte Polizeisprecher Huber. Da der mutmaßliche Täter tot sei und keine Gefahr für die Bevölkerung bestanden habe, sei die Frage des Motivs auch eine Frage des Persönlichkeitsschutzes und werde daher wahrscheinlich nicht veröffentlicht. Ob es einen Abschiedsbrief gegeben hat, blieb bisher ebenfalls unklar.
Rat und Hilfe
Sie haben suizidale Gedanken? Hilfe bietet die Telefonseelsorge. Sie ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr unter (0800) 1110111 und (0800) 1110222 erreichbar. Auch eine Beratung über E-Mail ist möglich. Eine Liste mit bundesweiten Hilfsstellen findet sich auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention.
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