Wie wird 2023 aussehen? Das haben sich sicherlich viele zum Jahreswechsel gefragt. Aber auch vor hundert Jahren haben Wissenschaftler und Soziologen schon darüber nachgedacht, wie die Menschen wohl 2023 leben werden. Paul Fairie, Leitender wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität von Calgary in Kanada, hat hundert Jahre alte Zeitungen und Zeitschriften nach ihren Vorhersagen durchsucht und ziemlich kuriose aber auch erstaunlich realistische Prognosen entdeckt.
Seine Fundstücke veröffentlichte Fairie auf Twitter. Darunter sind unterschiedliche Vorhersagen zur Lebenserwartung, Prognosen zum Bevölkerungswachstum, zu Trends in der Körperpflege, aber auch zu Fortschritten im Reiseverkehr oder dem Gesundheitswesen sowie Gedanken zur Zukunft der Kommunikation. Hier sind sie:
- "Keine harte Arbeit mehr in 2023!". Dank der Elektrizität werde ein Arbeitstag nur noch vier Stunden haben.
- "Frauen werden sich wahrscheinlich ihre Köpfe rasieren." Und als "Höhepunkt des persönlichen Stylings" ihre "Zähne schwärzen".
- Männer werden sich Locken machen.
- Es wird weniger Ärzte geben und gegenwärtige Krankheiten werden unbekannt sein. Außerdem werden alle Menschen schön sein. "Schönheitswettbewerbe werden überflüssig sein, da es so viele schöne Menschen geben wird, dass es fast unmöglich sein wird, Sieger zu bestimmen."
- "Krebs, Tuberkulose, Kinderlähmung, Ataxie des Bewegungsapparates und Lepra werden ausgerottet sein."
- "Die durchschnittliche Lebensdauer des Menschen könnte auf 100 Jahre erhöht werden." In Einzelfällen könnten sogar 150 oder 200 Jahre möglich sein.
- "Die durchschnittliche Dauer eines Menschenlebens wird 300 Jahre betragen."
- "Nierenwärmer werden getragen werden, um die Nieren an kalten Tagen zu schützen, so wie eine Teekanne im Norden durch einen Teewärmer warm gehalten wird."
- In den USA werden 300.000.000 Menschen leben (tatsächlich sind es rund 331.900.000).
- In Kanada werden 100.000.000 Menschen leben (tatsächlich sind es rund 38.250.000).
- "Geräte und Behausungen werden größtenteils aus Zellstoff und Zement hergestellt, um Pflanzen und Steine in jedem Stadium des Verfalls, des gewöhnlichen Abfalls oder der Unbrauchbarkeit zu nutzen."
- "Eine Polar-Fluglinie wird eröffnet werden, die Flüge über den Nordpol von Chicago nach Hamburg in 18 Stunden möglich macht" (tatsächlich sind es etwa 11,5 Stunden)
- In der Luftfahrt wird Strahlung Benzin als Treibstoff ablösen und "der Himmel wird mit unzähligen Fahrzeugen gefüllt sein, die auf genau festgelegten Routen segeln".
- "Die private Küche wird verschwinden. Die Lebensmittel von morgen werden nach chemischen Formeln gewürzt und zubereitet, die die Frische von Obst und Fleisch bewahren, sie von unverdaulichen Eigenschaften befreien und sie gebrauchsfertig auf den Tisch bringen."
- "Wir fangen den Tag nicht mit dem Lesen der Weltnachrichten an, sondern indem wir sie uns anhören, denn die Zeitungen haben schon vor mehr als 50 Jahren ihren Betrieb eingestellt."
- "Funktelefone in Uhrengröße werden jeden mit dem Ende der Welt in Verbindung halten."
- "Der Krieg von 2023 wird natürlich ein drahtloser Krieg sein. [...] Drahtlose Telefonie, Sicht, Wärme, Strom und Schrift können alle wichtige Rollen spielen."
- "Es ist durchaus möglich, dass die mentale Telepathie bereits im Keim vorhanden ist und eine sehr nützliche Kommunikationsmethode darstellt."
"Ich dachte, es könnte Spaß machen, sich anzusehen, was die Leute über das Jahr 2023 dachten, aber vor 100 Jahren", erklärte Fairie dem US-Sender National Public Radio seine Recherche. "In Archiven zu stöbern, ist ein lustiges Hobby – es ist unheimlich entspannend, darüber zu lesen, was die Leute vor Jahrzehnten gedacht haben."
Viele der Vorhersagen beträfen Dinge, über die sich die Menschen damals Sorgen gemacht hätten und die auch heute noch für manche eine Quelle der Besorgnis seien, erklärte der Forscher. Die Vorhersage, dass Männer sich Locken machen, scheine zum Beispiel aus einer "allgemeinen Sorge über alles, was die Geschlechternormen in Frage stellt" zu stammen, während die Prognose eines Vier-Stunden-Arbeitstages offenbar Teil einer größeren Diskussion über den Nutzen von Automatisierung sei.
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Angesichts der Mischung aus sehr gewagten Zukunftsbeschreibungen, wie der Kommunikation durch Telepathie, und sehr wirklichkeitsnahen, wie dem Funktelefon in Uhrengröße, sei seine wichtigste Erkenntnis, so Fairie, "dass man bescheiden sein sollte, was die Gewissheit von Vorhersagen über eine Zeit von hundert Jahren angeht". "Wenn ich eines bei dieser Zusammenstellung gelernt habe, dann, dass ich absolut keine Ahnung habe, wie es in einem Jahrhundert aussehen wird."