Bosch-Werk Etwa 100 Verletzte bei Chemieunfall

Etwa 100 Arbeiter sind bei einem Unfall in einem Bosch-Werk in Bamberg verletzt worden. Offenbar kam es während der Behandlung von Metallteilen zu einer chemischen Reaktion, wodurch giftige Dämpfe freigesetzt wurden.

Bei einem Chemieunfall in einer Werkshalle des Autozulieferers Bosch in Bamberg sind knapp 100 Menschen verletzt worden. Nach bisherigen Ermittlungen der Polizei führte die Rostschutzbehandlung von Metallteilen zu einer bislang unbekannten chemischen Reaktion. Dabei wurden giftige Dämpfe freigesetzt. Insgesamt mussten 81 Menschen mit Atembeschwerden und Übelkeit in umliegenden Krankenhäusern behandelt werden, teilte die Bamberger Polizei mit. Lebensgefahr bestand bei keinem der Betroffenen. Die Rettungskräfte waren mit einem Großaufgebot vor Ort.

Am Morgen nach dem Vorfall sah es vor den Toren des Bosch-Werkes am Stadtrand von Bamberg so aus, als wäre nichts passiert. Es schien so, als gehe alles seinen gewohnten Gang. Nur die roten Fahrzeuge der Werksfeuerwehr, die mehrmals die Schranken des Eingangsbereiches passierten und das rege Treiben hinter den Zäunen des Betriebsgeländes erinnerten an den Großeinsatz in der vorangegangenen Nacht. Neugierige Lieferanten und Journalisten fragten an der Pforte nach den genauen Hintergründen des Unglücks. Doch sowohl die Pförtner als auch einzelne vorübergehende Arbeiter wollten, konnten oder durften keine Auskünfte erteilen.

Mitarbeiter klagten über Übelkeit

Kurz nach 2.00 Uhr war während der Nachtschicht einem Arbeiter in der Halle im Werkteil 4 an einem Fließband schlecht geworden, berichtete die Polizei. Nach und nach klagten zahlreiche weitere der insgesamt 160 Mitarbeiter über starke Übelkeit, Kopfschmerzen oder Reizungen im Hals und in den Augen. Die Produktion wurde eingestellt und mit der medizinischen Versorgung der Verletzten begonnen. Werksfeuerwehr, Bayerisches Rotes Kreuz und Polizei eilten mit Dutzenden von Helfern an den Unglücksort. Nach Angaben des Unternehmens "kann nicht von einem Chemieunfall durch Austritt von Gasen oder Dämpfen gesprochen werden".

Die exakte Zusammensetzung der chemischen Reaktion ist derzeit noch nicht bekannt. Die Ursache für die Beschwerden der Arbeiter wird noch im Labor eines Instituts für Umweltanalytik geprüft. In der betroffenen Produktionshalle werden Düsen für die Dieseleinspritztechnik in Kraftfahrzeugen hergestellt. Die Metallteile werden während des Fertigungsprozesses unter anderem in ein Tauchbad mit Rostschutzmittel gegeben und dann in Plastikfolien verpackt.

Produktion unterbrochen

Der Korrosionsschutz sei aus zunächst ungeklärter Ursache in der Nacht nicht ausreichend gewesen. Es habe daher Nachbehandlungen gegeben, erläuterte ein Polizeisprecher. Eine Gefährdung der Umwelt und der Bevölkerung bestand den Angaben zufolge durch die Freisetzung der giftigen Dämpfe jedoch zu keinem Zeitpunkt. Die Produktion in der Halle wurde für mehrere Stunden unterbrochen, aber bereits um 9.15 Uhr wieder aufgenommen. Allerdings werde der Arbeitsgang, der die chemische Reaktion ausgelöst hat, vorerst nicht mehr ausgeführt.

Die Firma Bosch stellt am Standort in Bamberg Teile für die Kraftfahrzeugtechnik her. Insgesamt arbeiten in der oberfränkischen Stadt rund 8 000 Menschen bei dem Unternehmen. Weltweit beschäftigt die Bosch-Gruppe rund 271 000 Mitarbeiter. Das Unternehmen wurde 1886 als "Werkstätte für Feinmechanik und Elektrotechnik" von Robert Bosch (1861-1942) in Stuttgart gegründet und entwickelte sich zu einem international führenden Technologie- und Dienstleistungsbetrieb.

DPA
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