Im Nordwesten Chinas ist ein Gleitschirmflieger durch ein Wetterphänomen in Tausende Meter Höhe geraten. Der Mann wollte im Qilian-Hochgebirge in der Provinz Gansu auf etwa 3000 Metern einen gebrauchten Gleitschirm testen, als ihn nach eigenen Angaben starke Winde erfassten, wie aus dem Untersuchungsbericht des örtlichen Luftsportverbands hervorging.
Weil der Druck unter dem 55-Jährigen größer war als in den Wolken darüber, gelang es dem Mann laut dem Bericht zunächst nicht, zu landen, und er wurde rasch auf bis zu 8589 Meter gesogen. Durch den rasanten Aufstieg geriet er in eisige Temperaturen mit wenig Sauerstoff und verlor kurzzeitig das Bewusstsein.
Der Riese schrumpft

Behörden in China untersuchen Gleitschirm-Vorfall
Erst, als er wieder die Kontrolle über seinen Gleitschirm erlangt hatte, schaffte es der Chinese, zu landen und seine Mitstreiter zu kontaktieren, die nicht in den Sog geraten waren, wie aus dem Bericht weiter hervorging. Die Gruppe lud später ein Video in den sozialen Medien hoch, wodurch der Fall bekannt wurde und die Behörden zu ermitteln begannen. Darauf war der Gleitschirmflieger in einer Wolke zu sehen, überdeckt mit Eis, die Augen kaum offen. An der Echtheit des Videos gibt es mittlerweile berechtigte Zweifel (siehe Transparenzhinweis unter diesem Text).
"Wenn ich daran denke, habe ich immer noch Angst", sagte der Mann im chinesischen Staatsfernsehen. Er wolle nun eine Zeit lang nicht mehr fliegen. Zum Verhängnis wurde ihm auch, dass der Luftraum laut Verbandsangaben für Gleitschirmflüge nicht zugelassen war. Deshalb belegten ihn die Behörden mit einem sechsmonatigen Flugverbot, obwohl der Bericht außerdem klarstellte, dass ein Auftrieb durch Winde wie in diesem Fall ein Unfall und damit nicht illegal sei.
Das chinesische Staatsfernsehen entfernte in seinem Online-Bericht später das Original des Verbandsberichts ohne erkennbaren Grund. In der neuen Version war keine Rede mehr von den Strafen. Pausieren muss auch jener Mitstreiter, der Videos der Flüge ohne Genehmigung veröffentlicht hatte. In beiden Fällen begründete der Luftsportverband in Gansu, dass das Verhalten der beiden "negative Auswirkungen" gehabt habe, ohne weitere Details zu nennen.
Transparenzhinweis: An dem auch im chinesischen Staatsfernsehen ausgestrahlten und unter anderem von der Nachrichtenagentur Reuters verbreiteten Video gibt es inzwischen Zweifel bezüglich seiner Echtheit. Demnach fand eine von Reuters engagierte und auf die Analyse digitaler Inhalte spezialisierte US-Firma Hinweise dafür, dass ein Teil des Videos mithilfe von Künstlicher Intelligenz erstellt wurde. Auch der stern hatte die Aufnahme des Gleitschirmflugs Ende Mai veröffentlicht, hat diese aufgrund der neuen Erkenntnisse zur Authentizität aber offline genommen.