Die Geschichte klingt unvorstellbar: Im brandenburgischen Eberswalde soll ein fünfjähriges Mädchen mindestens zwei Jahre lang völlig auf sich allein gestellt gewesen sein. In der Zeit soll es kein Tageslicht gesehen haben.
Wie die "Märkische Oderzeitung" (MOZ) berichtet, sei das Mädchen über Weihnachten in das Immanuel Klinikum Bernau eingeliefert worden. Von dort heißt es, das Kind sei körperlich und geistig stark zurückgeblieben und habe einen extrem verwahrlosten Eindruck gemacht. Es habe gelebt "wie Kaspar Hauser", das berühmteste Findelkind des 19. Jahrhunderts, das über Jahre bei Wasser und Brot in einem fast lichtlosen Raum gefangengehalten worden sein soll.
Offiziell wolle den Fall laut Bericht niemand bestätigen. Auch der Polizei soll der Fall nicht bekannt sein. Eine Sprecherin der Immanuel Albertinen Diakonie, dem Träger der Bernauer Klinik, wird mit den Worten zitiert: "Bitte haben Sie Verständnis, dass wir keine Angaben dazu machen können, ob und welche Patienten bei uns behandelt werden."
Insgesamt drei Kinder in Obhut
Die Einweisung des Mädchens soll unter Mitwirkung des Jugendamtes erfolgt sein, wie eine Sozialdezernentin der MOZ bestätigte. Es soll sich demnach um drei Kinder einer Familie handeln, die von der Behörde in Obhut genommen worden sind. Die beiden älteren Geschwister wurden in Jugendhilfe-Einrichtungen untergebracht.
Laut Statistischem Bundesamt sind in Deutschland immer mehr Kinder und Jugendliche von Gewalt oder Vernachlässigung bedroht. 2018 stellten die Jugendämter bei rund 50.400 Minderjährigen eine Kindeswohlgefährdung fest. Das warend zehn Prozent mehr als 2017.
Der Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes, Heinz Hilgers, bezeichnete die Zahlen als "alarmierend". Er fordert, die Kinderrechte ins Grundgesetz aufzunehmen. Einen leichten Rückgang verzeichnete die Statistik dagegen im Bereich Kinderarmut. So sank die Zahl der unter 18-Jährigen, die hierzulande von Armut oder sozialer Ausgrenzung gefährdet sind, im Jahr 2018 auf 2,4 Millionen — das waren sechs Prozent weniger als im Vorjahr.
Quelle: "Märkische Oderzeitung", DPA