Nach einem Medienbericht über ein fünfjähriges angeblich extrem verwahrlostes Mädchen prüft die Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder) den Fall. "Wir haben aufgrund der Presseberichterstattung ein Ermittlungsverfahren eingeleitet", sagte ein Sprecher der Behörde zur Nachrichtenagentur DPA.
Mädchen in Eberswalde lebte "wie Kaspar Hauser"
Die "Märkische Oderzeitung" (MOZ) hatte am Samstag gemeldet, das Mädchen solle mindestens zwei Jahre völlig auf sich allein gestellt gewesen sein und habe jahrelang kein Tageslicht gesehen (der stern berichtete). Das Mädchen sei über Weihnachten in das Immanuel-Klinikum Bernau eingeliefert worden. Von dort heiße es, das Kind sei körperlich und geistig stark zurückgeblieben und habe einen extrem verwahrlosten Eindruck gemacht. Es habe gelebt "wie Kaspar Hauser", das berühmteste Findelkind des 19. Jahrhunderts, das über Jahre bei Wasser und Brot in einem fast lichtlosen Raum gefangen gehalten worden sein soll.

Offiziell will den Fall laut Bericht niemand bestätigen. Auch der Polizei soll der Fall zunächst nicht bekannt gewesen sein. Eine Sprecherin der Immanuel-Albertinen-Diakonie, dem Träger der Bernauer Klinik, wird mit den Worten zitiert: "Bitte haben Sie Verständnis, dass wir keine Angaben dazu machen können, ob und welche Patienten bei uns behandelt werden."
Die Einweisung des Mädchens soll unter Mitwirkung des Jugendamtes erfolgt sein, wie eine Sozialdezernentin der "MOZ" bestätigte. Es soll sich demnach um drei Kinder einer Familie handeln, die von der Behörde in Obhut genommen worden sind. Die beiden älteren Geschwister wurden in Jugendhilfe-Einrichtungen untergebracht.
Laut Statistischem Bundesamt sind in Deutschland immer mehr Kinder und Jugendliche von Gewalt oder Vernachlässigung bedroht. 2018 stellten die Jugendämter bei rund 50.400 Minderjährigen eine Kindeswohlgefährdung fest. Das waren zehn Prozent mehr als 2017.