Explosion in New York "Haben an den 11. September gedacht"

Eine Staubwolke über der Stadt, überall liegen Trümmer, Chaos in den Straßen: In New York wurden Erinnerungen an den 11. September wach. Dabei war "nur" eine Dampfleitung explodiert. Doch die Explosion hatte gravierende Folgen - ein Mensch starb.

Eine gewaltige unterirdische Explosion im New Yorker Dampfleitungssystem hat in New York hunderte Menschen in die Flucht getrieben und Gedanken an die Anschläge vom 11. September 2001 auferstehen lassen. Eine Person starb bei der Dampf-Eruption nahe dem Grand-Central-Bahnhof Manhattans an einem Herzinfarkt, 18 Menschen wurden verletzt in Krankenhäuser gebracht, teilten die Behörden mit. Bürgermeister Michael Bloomberg und die Polizei schlossen einen terroristischen Hintergrund aus.

Bloomberg verwies auf das überalterte Leitungssystem und sagte vor dem Krater in der 41. Straße auf einer improvisierten Pressekonferenz: "Es gibt keinen Grund zu der Annahme, dass dies etwas anderes als ein Versagen unserer Infrastruktur ist." Das in der Nähe des Großbahnhofs und dem 77-stöckigen Chrysler-Gebäude geborstene Rohr sei 1924 verlegt worden.

Aus dem 60 Zentimeter dicken Rohr schossen im abendlichen Berufsverkehr Dampf, Erde und Steine mit lautem Getöse hoch in die Luft - anfangs sogar höher als das Chrysler-Gebäude. Der Dampf und Rauch in den Häuserschluchten war weithin zu sehen, Menschen reagierten in Erinnerung an das Trauma von 2001 kurzzeitig mit Panik, Chaos brach aus. Von den 18 Verletzten waren zwei in kritischem, zwei weitere in ernstem Zustand. Der U-Bahnverkehr wurde ausgesetzt. Die Dampf-Eruptionen sahen aus, als ob ein gewaltiger Geysir Dampf und Erdbrocken mit lautem Brüllen in die Luft schleuderte. Der Krater hatte einen Durchmesser von mehreren Metern. In unmittelbarer Nähe stand ein verlassener Schulbus; ein Abschleppwagen rutsche in den Krate.

Gegen 20 Uhr (2 Uhr MESZ) lichteten sich die Dampfschwaden und das Ausmaß der Schäden wurde sichtbar. Polizisten trugen Gasmasken. Viele Leitungsrohre sind noch mit Asbest-Material isoliert. Technikertrupps führten Messungen durch.

"Alle haben an den 11. September gedacht"

Heiko Thieme, ein Bankangestellter, hatte Schlammspritzer in Gesicht und auf Hose und Schuhen. Es sagte, die Explosion sei wie ein Vulkanausbruch gewesen. "Alle waren verwirrt, alle haben offensichtlich an den 11. September gedacht", sagte er. Vor sechs Jahren war nach Terroranschlägen das World Trade Center eingestürzt. Darryl Green sagte, als er in seinem nahe gelegenen Bürogebäude den Boden unter den Füßen schwanken spürte, sei er mit seinen Kollegen vom 30. Stock durchs Treppenhaus nach unten gestürmt. "Als wir draußen auf der Straße waren, war alles dunkel vor Rauch", berichtete der AT&T-Mitarbeiter. Debbie Tontodonatos erster Gedanke war ein Unwetter. "Ich schaute aus dem Fenster und sah diese großen Klumpen, die ich erst für Hagel hielt", sagte die 40-jährige Managerin. "Wir bekamen Panik, das war wie ein Viehtrieb die Treppen runter, alle stießen und rempelten. Ich fiel fast die Treppen runter."

Das Energieversorgungsunternehmen Consolidated Edison teilte mit, dass es ein Betriebsproblem gebe. Technikertrupps seien im Einsatz. Aus dem Terminal wurden tausende von Pendler evakuiert. Heizungen und Klimaanlagen der Hochhäuser in New York City werden mit einem riesigen unterirdischen Dampfleitungssystem versorgt. Die Dampfrohre bersten hin und wieder, wenn im heißen Rohr Wasser kondensiert. 1989 kamen bei einer derartigen, als "Wasserhammer" bezeichneten Explosion drei Menschen ums Leben.

AP
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