Es ist gegen 19.45 Uhr, als ein gewaltiger Knall den kleinen oberbayerischen Ort Stein a.d. Traun erschüttert. Ein Felsbrocken gigantischen Ausmaßes stürzt am Montagabend auf ein Einfamilienhaus neben der Bundesstraße 304. Das zwei Stockwerke hohe Gestein macht das Wohnheim einer vierköpfigen Familie dem Erdboden gleich und löscht mindestens zwei Menschenleben aus.
Womöglich sitzen die Eltern und ihre beiden Kinder gerade beim Abendessen, als das Unfassbare geschieht. Danach ist es es zunächst totenstill. Ein Autofahrer bemerkt das Unglück und alarmiert die Polizei. Als die ersten Rettungskräfte wenig später eintreffen, bietet sich ihnen ein Bild des Schreckens. Schnell ist klar: Wer hier überlebt haben sollte, müsste unfassbares Glück gehabt haben. Das allein stehende schmucke Haus neben der vielbefahrenen Straße ist völlig unter den Gesteinsmassen begraben. "Hier steht kein Stein mehr auf dem andern", schildert ein Polizeisprecher am Ort des Geschehens.
Den Helfern ist es zunächst völlig unmöglich, sich an die Verschütteten heranzuarbeiten, obwohl sie zunächst selbst mit Schaufeln das Geröll wegschaffen, ehe schweres Gerät herangeschafft wird. Inmitten der Arbeiten gelingt es den Helfern, Sprechkontakt zu mindestens einem der vier Familienmitglieder aufzunehmen. Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. In dem Gebäude leben der 45 Jahre alte Familienvater, seine 5 Jahre jüngere Frau sowie die beiden 16 und 18 Jahre alten Kinder.
Nach dreieinhalb Stunden ist es traurige Gewissheit: Helfer können gegen 23.15 Uhr einen Bewohner nur noch tot aus den Trümmern bergen. Wie sich herausstellt, handelt es sich um den Familienvater. Knapp drei Stunden später wird die Leiche der 18-jährigen Tochter aus dem Schutt geholt. Ihr 16-jähriger Bruder wird dagegen lebend gerettet. Auch gelingt es, die Mutter in dem Trümmerhaufen zu orten. Sie ist ansprechbar, die Rettung gestaltet sich jedoch äußerst schwierig.
220 Männer und Frauen von Feuerwehr, Technischem Hilfswerk (THW) und Polizei bemühen sich in dem taghell ausgeleuchteten Unfallort, das Haus freizuräumen, um die Verschütteten möglichst unversehrt retten zu können. Auch eine Rettungshundestaffel ist am Ort. Die Hunde können jedoch nur jeweils bis zu 20 Minuten suchen, dann lässt ihr Spürsinn nach und sie müssen abgelöst werden. Auch ein Geologe wird hinzugezogen, um die Beschaffenheit des Gesteins über dem Haus zu untersuchen.
Wie durch ein Wunder sind die nebenan stehenden Gebäude von dem Felssturz nicht betroffen. Der gigantische Gesteinsbrocken stürzte nur mitten in dieses eine Haus. Dennoch wurden die umliegenden Gebäude evakuiert. Helfer des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) haben in bitterkalter Nacht beheizte Zelte aufgestellt, damit die Rettungsmannschaften sich dort aufwärmen und mit heißem Tee sowie Essen stärken können.
Über die Ursache des Felssturzes kann vorerst nur spekuliert werden. Fest steht, dass es seit Tagen kaum Niederschlag gegeben hat. Im Gegenteil: Seit Wochen hat der Frost auch das kleine Örtchen Stein a.d. Traun fest im Griff.