Nach dem Absturz der russischen Passagiermaschine über dem Sinai setzt Großbritannien vorerst alle Flüge vom ägyptischen Urlauberort Scharm el Scheich aus. Grund sei die Befürchtung, dass die Maschine mit 224 Menschen an Bord wegen einer Bombe abgestürzt sein könne, erklärte das Büro von Premierminister David Cameron am Mittwoch in London. Cameron berief für den Abend eine Dringlichkeitssitzung des Kabinetts ein.
Die Ermittlungen seien noch nicht abgeschlossen und die Absturzursache weiterhin unklar, erklärte die Downing Street. Weil es inzwischen aber "mehr Informationen" gebe, sei die britische Regierung in Sorge, "dass das Flugzeug durchaus von einem Sprengsatz zum Absturz gebracht worden sein könnte". Als "Vorsichtsmaßnahme" würden daher zunächst die für Mittwochabend geplanten Flüge zwischen Scharm el Scheich und dem Vereinigten Königreich ausgesetzt.
Ein Flugzeugschreiber beschädigt
Britische Luftfahrtexperten seien auf dem Weg nach Scharm el Scheich, um die Sicherheitsmaßnahmen am Flughafen zu überprüfen, hieß es in der Erklärung weiter. Nach dieser Prüfung werde entschieden, ob "weitere Maßnahmen" nötig seien.
Unterdessen wurde bekannt, dass ein Flugschreiber des Passagierflugzeugs beschädigt ist. Deshalb werde man viel Arbeit investieren müssen, um die Daten auszuwerten, teilte das ägyptische Luftfahrtministerium mit. Aus der zweiten Black Box seien die Daten dagegen ausgelesen worden. Die Geräte sollen dabei helfen, den Hergang eines Flugzeugunglücks zu rekonstruieren. Weitere Details gab das Ministerium nicht bekannt.
Experten: Maschine nicht von außen getroffen
Beim Absturz des russischen Flugzeugs in Ägypten am Samstag waren alle 224 Menschen an Bord ums Leben gekommen. Der Airbus A321 der kleinen Gesellschaft Metrojet soll kurz nach dem Start vom Flughafen des Badeorts Scharm el-Scheich fast aus Reiseflughöhe praktisch senkrecht zu Boden gestürzt sein.
Am Mittwoch hatte die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) ihre Behauptung erneuert, sie habe einen Anschlag auf die Maschine verübt. Die Islamisten hatten sich bereits kurz nach dem Flugzeugunglück am Samstag dazu bekannt, die Maschine zum Absturz gebracht zu haben. Ägyptische und russische Behörden bestreiten jedoch die Version eines Abschusses. Sie weisen darauf hin, dass der IS auf der Sinai-Halbinsel nicht über Waffen verfüge, um eine in rund 9000 Metern Höhe fliegende Maschine abzuschießen. Auch Experten schließen aus, dass das Flugzeug von außen getroffen wurde.