Hagen Sein Kinderzimmer war ein Gefängnis: Verwahrloster Fünfjähriger klettert aufs Hausdach

Hagen: Polizei rettet Jungen vom Hausdach
Die Polizei in Hagen musste den Jungen vom Dach holen (Symbolbild)
© Wolfgang Maria Weber / Imago Images
Die Polizei in Hagen musste einen fünfjährigen Jungen von einem Hausdach retten. Er war aus seinem Kinderzimmer dorthin geklettert – weil ihn seine Mutter dort offenbar für längere Zeit unter furchtbaren Umständen eingesperrt hatte.

Das eigene Zuhause sollte einem Kind Liebe und Geborgenheit vermitteln, doch für einen Jungen aus Hagen wurde es zum Gefängnis. Nachbarn hatten die Polizei alarmiert, weil sie beobachtet hatten, wie der Fünfjährige auf das Dach des vier Stockwerke hohen Hauses geklettert war und auf der Regenrinne kauerte. Die Beamten brachten das Kind in Sicherheit und kontrollierten die Wohnung – dort bot sich ihnen ein erschreckendes Bild.

Laut Polizei musste die 22 Jahre alte Mutter das Kinderzimmer erst aufschließen. Dort war der Junge eingesperrt gewesen und hatte sich seinen Weg durch ein Fenster aufs Dach gesucht. Das Zimmer glich einer Gefängniszelle, in der das Kind eine schreckliche Zeit verbracht haben muss: Darin befand sich lediglich eine Matratze und eine Schüssel mit Fäkalien. Das Jugendamt wurde umgehend eingeschaltet.

Hagen: Jugendamt nimmt Kind in Obhut

"Wie lang das Kind in dem Zimmer eingesperrt war, können wir nicht sagen", teilte ein Polizeisprecher der "Westfalenpost" mit. Mittlerweile hat das Jugendamt das Kind in Obhut genommen, gegen die Mutter liegt eine Anzeige wegen Verletzung der Fürsorgepflicht und Freiheitsberaubung vor. Noch befindet sie sich aber auf freiem Fuß.

Die Mutter des Kindes lebt seit Ende 2021 mit dem Jungen und ihrem Ehemann, der nicht der Vater des Kindes ist, in der nordrhein-westfälischen Stadt. Bis Herbst des vergangenen Jahres sei sie ambulant vom Jugendamt unterstützt worden, sagte eine Stadtsprecherin der "Westfalenpost". Danach habe sich "die Situation in der Familie als auch die Wohnsituation zufriedenstellend dargestellt". Offenbar eine Fehleinschätzung, wie sich jetzt herausstellte.

Der Ehemann der Frau wehrt sich allerdings gegen die Vorwürfe. "Wir hatten beide Wohnungsschlüssel verlegt, vermutlich haben die Katzen damit gespielt. Wir arbeiten beide im Schichtdienst, waren übernächtigt. Weil wir nicht wollten, dass der Junge die Wohnung verlässt, haben wir ihn in seinem Kinderzimmer eingesperrt. Das war ein Fehler", sagte er der "Westfalenpost". Das Gefäß mit Fäkalien in dem Kinderzimmer erklärte er damit, dass der Junge "nicht trocken" sei.

Quellen: "Westfalenpost" / RTL / "Bild"

Kinderarmut in Deutschland: Kind steht vor einem Wohnblock (Symbolbild)
Kinderarmut in Deutschland: Kind steht vor einem Wohnblock (Symbolbild)
© Thomas Eisenhuth/ / Picture Alliance
"Müssen schauen, was Mama von der Tafel holt": 15-jähriger Alex aus Berlin-Marzahn zeigt sein Leben in Armut

Sehen Sie im Video: Alex ist eines von drei Millionen Kindern in Deutschland, das in Armut aufwächst. Was das für ihn und seine Familie im Alltag bedeutet, zeigt er im Video. Seine Mutter, die aktuell Hartz IV empfängt, erklärt ihre prekäre Lage anschließend im Talk bei "stern TV am Sonntag".

PRODUKTE & TIPPS