Das eigene Zuhause sollte einem Kind Liebe und Geborgenheit vermitteln, doch für einen Jungen aus Hagen wurde es zum Gefängnis. Nachbarn hatten die Polizei alarmiert, weil sie beobachtet hatten, wie der Fünfjährige auf das Dach des vier Stockwerke hohen Hauses geklettert war und auf der Regenrinne kauerte. Die Beamten brachten das Kind in Sicherheit und kontrollierten die Wohnung – dort bot sich ihnen ein erschreckendes Bild.
Laut Polizei musste die 22 Jahre alte Mutter das Kinderzimmer erst aufschließen. Dort war der Junge eingesperrt gewesen und hatte sich seinen Weg durch ein Fenster aufs Dach gesucht. Das Zimmer glich einer Gefängniszelle, in der das Kind eine schreckliche Zeit verbracht haben muss: Darin befand sich lediglich eine Matratze und eine Schüssel mit Fäkalien. Das Jugendamt wurde umgehend eingeschaltet.
Hagen: Jugendamt nimmt Kind in Obhut
"Wie lang das Kind in dem Zimmer eingesperrt war, können wir nicht sagen", teilte ein Polizeisprecher der "Westfalenpost" mit. Mittlerweile hat das Jugendamt das Kind in Obhut genommen, gegen die Mutter liegt eine Anzeige wegen Verletzung der Fürsorgepflicht und Freiheitsberaubung vor. Noch befindet sie sich aber auf freiem Fuß.
Die Mutter des Kindes lebt seit Ende 2021 mit dem Jungen und ihrem Ehemann, der nicht der Vater des Kindes ist, in der nordrhein-westfälischen Stadt. Bis Herbst des vergangenen Jahres sei sie ambulant vom Jugendamt unterstützt worden, sagte eine Stadtsprecherin der "Westfalenpost". Danach habe sich "die Situation in der Familie als auch die Wohnsituation zufriedenstellend dargestellt". Offenbar eine Fehleinschätzung, wie sich jetzt herausstellte.
"Im Moment ist das Geld so knapp, wie ich es noch nie erlebt habe. Die Inflation frisst die Kinder auf"

Der Ehemann der Frau wehrt sich allerdings gegen die Vorwürfe. "Wir hatten beide Wohnungsschlüssel verlegt, vermutlich haben die Katzen damit gespielt. Wir arbeiten beide im Schichtdienst, waren übernächtigt. Weil wir nicht wollten, dass der Junge die Wohnung verlässt, haben wir ihn in seinem Kinderzimmer eingesperrt. Das war ein Fehler", sagte er der "Westfalenpost". Das Gefäß mit Fäkalien in dem Kinderzimmer erklärte er damit, dass der Junge "nicht trocken" sei.
Quellen: "Westfalenpost" / RTL / "Bild"

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