Hurrikan "Jeanne" Florida auf der Flucht

Es ist der vierte Hurrikan in dieser Saison, der über Florida wüten wird. So etwas gab es noch nie. 800.000 Menschen zwischen Miami und Daytona Beach müssen nun ihre Häuser verlassen, weil "Jeanne" kommt.

Die Behörden von Florida haben am Samstag wegen des herannahenden Hurrikans "Jeanne" zum vierten Mal in rund sechs Wochen die Evakuierung weiter Gebiete angeordnet. Mehr als 800.000 Menschen zwischen Miami und Daytona Beach wurden aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen und sich in Sicherheit zu bringen. "Jeanne" hatte vor allem in Haiti verheerende Schäden angerichtet und dort mindestens 1.200 Menschen das Leben gekostet, mehr als 1.250 werden noch vermisst.

Wenn "Jeanne" - wie von den Meteorologen erwartet - am Sonntag an der Atlantikküste von Florida auf Land trifft, ist es selbst für den unwettererprobten US-Staat ein Novum: Seit Beginn der Aufzeichnungen wurde Florida noch nie von vier Wirbelstürmen in einer Hurrikansaison heimgesucht. Zuletzt wurden in Texas 1886 vier Hurrikans in einer Saison registriert.

"Ich weiß, die Leute sind frustriert, sie haben die Nase voll"

Die Meteorologen erwarteten, dass "Jeanne" noch etwas an Stärke gewinnt und mit Windgeschwindigkeiten von rund 180 Kilometern in der Stunde und mit viel Regen auf Florida trifft. Dabei sind die Schäden der letzten Hurrikans noch nicht beseitigt. Vor "Jeanne" waren schon "Charley", "Frances" und "Ivan" über verschiedene Teile Floridas hinweggezogen. Mindestens 70 Menschen wurden dabei getötet, die Schäden gegen in die Milliarden.

Der Sprecher des Bezirks Martin, Greg Sowell, sagte, etwa 80 Prozent des Schadens, den "Frances" angerichtet habe, sei noch nicht beseitigt worden. "Und jetzt ein weiterer Hurrikan, das ist einfach zuviel. Wir haben nicht genug Leute für die Arbeit", erklärte er. Martin ist einer der acht Bezirke, in denen die Evakuierung angeordnet wurde. "Ich weiß, die Leute sind frustriert, sie haben die Nase voll", sagte der Gouverneur von Florida, Jeb Bush, zur Gefühlslage der Menschen. "Glauben Sie mir, dem Gouverneur geht es genauso."

Mehr als 1000 Tote auf Haiti

Auch auf den Bahamas, wo "Jeanne" am Samstag erwartet wird, bereitete sich die Bevölkerung auf den Sturm vor. Einige hundert Menschen brachten sich in Schulen und Kirchen in Sicherheit. "Wir erwarten, dass zwei unserer Inseln schwer getroffen werden - Abaco und Grand Bahama", sagte der Meteorologe Jeffrey Simmons. Schon "Frances" hatte Anfang September auf den Bahamas große Schäden verursacht. Die rund 70.000 Einwohner von Grand Bahama hatten wochenlang keinen Strom. Jetzt hat etwa die Hälfte der Haushalte wieder Elektrizität, aber die Bewohner befürchten, "Jeanne" könnte die Leitungen erneut zerstören.

In Haiti wurde die Lage für die Bevölkerung immer verzweifelter. Noch ist erst ein Teil der mehr als 1.000 Toten geborgen worden. Nach wie vor liegen Leichen und Tierkadaver auf den Straßen. Mit Gewalt versuchten viele Bewohner, etwas von den begehrten Hilfsgütern zu ergattern. Aber es fehlt an allem, vor allem an sauberem Wasser und an Medikamenten. Wegen der katastrophalen hygienischen Lage befürchten Hilfsorganisationen nun den Ausbruch von Seuchen. In Haiti war es bereits die zweite Flutkatastrophe dieses Jahres: Im Mai waren bei ähnlichen Unwettern 1.191 Menschen umgekommen.

AP

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