Zwei Tapire, zwei Halsbandpekari (eine amerikanische Schweineart) und ein Büffel sind in den vergangenen Wochen offenbar der zunehmenden Hungersnot in Venezuela zum Opfer gefallen. Die Krise in dem südamerikanischen Land hat inzwischen einen Punkt erreicht, an dem die Menschen auch vor den Bewohnern des Zoos von Maracaibo, im Nordwesten Venezuelas nicht haltmachen.
"Vieles deutet darauf hin, dass die Tiere mit dem Ziel gegessen zu werden gestohlen wurden", sagte Luis Morales, von der lokalen Polizei der Nachrichtenagentur "Reuters", nachdem am vergangenen Wochenende zwei Halsbandpekari verschwunden waren.
"La dieta Maduro" - die Maduro-Diät
Die chaotischen Zustände der vergangenen Monate haben in Venezuela zu Nahrungsmittelengpässen geführt. Millionen Menschen sind unterernährt. Die zunehmende Hungersnot in dem südamerikanischen Land wird in sozialen Netzwerken schon "La dieta Maduro", die Maduro-Diät, nach dem amtierenden venezolanischen Präsidenten Nicolás Maduro genannt. Dieser wiederum schreibt den Nahrungsmangel der Opposition zu, die mit ihren Protesten Straßen blockieren würde - ein aus Washington gesteuerter "Wirtschaftskrieg".
"Zuletzt wurde ein Tapir getötet", berichtet ein Tierpfleger des Zoos der venezolanischen Nachrichtenseite "El Cooperante". "Die Diebe haben bloß die Leber und Eingeweide im Gehege zurückgelassen." Ursprünglich lebten in dem Zoo sieben Tapire – die übriggebliebenen seien durch die Geschehnisse sehr verschreckt und scheu, so der Pfleger. "Die Diebe mussten das Tier schon im Gehege töten, um es mitzunehmen. Wir haben dicke Stöcke gefunden."
Auch Flamingos werden in Venezuela gegessen
Leonardo Núñez, der Direktor des Zoos bestätigte "Reuters" zufolge, dass die Tierdiebstähle in den vergangenen Wochen zugenommen haben. Von zehn verschiedenen Spezies seien inzwischen Exemplare verschwunden. Er vermutet jedoch "Drogendealer" hinter den Diebstählen, die das Fleisch verkaufen würden.
Und es ist nicht das erste Mal, dass in Venezuela Tiere durch hungrige Menschen getötet werden. Im Februar 2017 veröffentlichte das venezolanische Nachrichtenportal "Reportero24" Bilder einer Reihe geschlachteter Flamingos. Die Tiere stehen unter Naturschutz und leben in den Lagunen an der Grenze zu Kolumbien. Auch gehäutete oder gerupfte Ameisenbären, Enten, Hunde, Katzen, Pferde und Tauben würden seit vergangenem Jahr immer häufiger im Müll gefunden.