Die Überschwemmungen im Nordosten Australiens haben sich auf 40 Orte ausgeweitet. Dutzende Bergwerke, Eisenbahntrassen und Häfen seien überflutet, sagte Anna Bligh, Regierungschefin des am meisten betroffenen Bundesstaats Queensland. Das Ausmaß der Überschwemmungen sei in der Geschichte des Landes beispiellos, der wirtschaftliche Schaden für die Stahlindustrie und die Landwirtschaft immens, fügte sie hinzu.
Wissenschaftler befürchten inzwischen, dass die schmutzigen und mit Giftstoffen belasteten Wassermassen den Korallen des berühmten Great Barrier Reef schaden könnten, wenn sie erst mal ins Meer gelangt sind. Meteorologen sagten für die kommenden Tage weiteren Regen voraus.
Vorsichtiges Aufatmen in Rockhampton
Immerhin: In Rockhampton an der australischen Küste ist der befürchtete Überschwemmungsnotstand vorerst ausgeblieben. Das Hochwasser im Fluss Fitzroy erreichte am Mittwoch "nur" 9,20 Meter. Die Wassermassen verschonten damit die Hälfte der 400 Häuser, die die Behörden schon fast abgeschrieben hatten. "Es sieht so aus, als habe sich die Lage stabilisiert", sagte Bürgermeister Brad Carter. Auch die einzige noch befahrbare Zugangsstraße dürfte entgegen den Befürchtungen offen bleiben. Damit bleibt die Versorgung der 75.000 Einwohner, die von den Wassermassen ansonsten eingeschlossen sind, gewährleistet.
In der Stadt St. George wurde für den Beginn der kommenden Woche ein Wasserstand von bis zu 14 Metern vorausgesagt. Zahlreiche Einwohner kämpften sich dort durch die Fluten, evakuierten von den Wassermassen eingeschlossene Altenheime, brachten Kranken in Sicherheit und richteten ein Notlazarett ein. "Jeder springt ein und tut, was er kann", sagte der St. George wohnende Senator Barnaby Joyce. Das Militär setzte in den überfluteten Gebieten zwei weitere Hubschrauber ein.
Am Dienstag waren noch insgesamt 22 Orte und 200.000 Menschen auf einer Fläche von der Größe Deutschlands und Frankreichs von den Fluten betroffen gewesen. Zehn Menschen starben bisher, die Schäden summieren sich nach Behördenschätzungen auf mehrere Milliarden Dollar. Rund drei Viertel der Kohlebergwerke von Queensland mussten wegen der Überschwemmungen ihren Betrieb einstellen, nach Angaben der Regierung belaufen sich allein die Verluste der Kohleindustrie auf derzeit 100 Millionen Australische Dollar (75,5 Millionen Euro) pro Tag.