Kaliningrad Polen benennt russische Exklave um – Einwohner spotten über Vorstoß

Kaliningrad: Polen benennt russische Exklave um – Einwohner spotten über Vorstoß
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Eine Ankündigung Polens, die russische Stadt Kaliningrad an der Ostsee zukünftig Królewiec zu nennen, sorgt unter deren Bürgerinnen und Bürgern für Verwunderung. Die Stadt hatte bis Ende des Zweiten Weltkriegs den deutschen Namen Königsberg. Nach der Annexion durch die Sowjetunion wurde es zu Ehren des Politikers Michail Kalinin umbenannt. Die polnische Regierung ist der Ansicht, dass Kalinins Verbindung zum Massaker von Katyn im Jahr 1940, bei dem Tausende von polnischen Offizieren von sowjetischen Streitkräften hingerichtet wurden, den Namen unhaltbar machen. Auf Kaliningrads Straßen sah man die Ankündigung am Mittwoch aber durchaus auch differnziert. "Ich weiß, dass geografische Orte gibt, die wir anders nennen. Und andere Länder nennen sie auf ihre Weise. Wenn es für sie einen historischen Grund gibt, uns so zu nennen, verstehe ich nicht, warum sie nicht etwa Königsberg nehmen. Aber eigentlich ist es mir egal." "Die Litauer haben schon vor langer Zeit Straßenschilder mit Królewiec aufgestellt. Na und? Es ändert sich doch nichts, abgesehen davon, dass sie alle ihre Dokumente umschreiben müssten. Sollen sie es doch machen." "Ich bin dagegen. Ich mag unseren Namen. Kaliningrad. Ich bin glücklich, dass ich seit meiner Geburt hier lebe. Unser Name gefällt mir sehr gut." "Unsere Väter haben die Stadt Koenigsberg, erobert. Sie haben auch Land für die Polen erobert und es übergeben. Die Leute wollen immer mehr. Diese Hyänen." "So ist es eben nach dem Sieg über den Faschismus geschehen. Dies ist unser Territorium, es kann kein Królewiec geben." "Das ist eine sehr seltsame Entscheidung. Das ist doch ein Fake. Da macht doch niemand mit. Die Einwohner von Kaliningrad sicher nicht." "Also Königsberg würde ich ja verstehen. Aber das ist doch Schwachsinn." Die Stadt trug den Namen Krolewiec zur Zeit der Herrschaft des Königreichs Polen im 15. und 16. Jahrhundert.
Die polnische Regierung will Kaliningrad künftig Królewiec nennen. Der aktuelle Name sei wegen der Verbindung des Namensgebers Michail Kalinin zum Massaker von Katyn unhaltbar. Die Einwohner der russischen Exklave reagieren spöttisch.

Polen will die russische Enklave Kaliningrad nur noch bei seinem früheren polnischen Namen nennen. Im offiziellen polnischen Sprachgebrauch und auf Karten soll das Gebiet nach einer Empfehlung einer Benennungskommission ab sofort nur noch Krolewiec heißen, teilte die Regierung in Warschau am Mittwoch mit. Russland bestellte derweil wegen eines anderen Streits den polnischen Geschäftsträger in Moskau ein. "Wir wollen keine Russifizierung in Polen, daher haben wir beschlossen, Kaliningrad und seine Region in unserer eigenen Sprache zu nennen", erklärte Entwicklungsminister Waldemar Buda am Mittwoch. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow missbilligte die Änderung und sagte, es grenze "an Wahnsinn", was in Polen passiere. "Es bringt Polen nichts Gutes. Das sind nicht nur unfreundliche Aktionen: Es sind feindselige Aktionen", sagte er. 

Name Kaliningrad geht Michail Kalinin zurück

Die 1255 vom Deutschen Ritterorden gegründete Stadt Kaliningrad wurde Mitte des 15. Jahrhunderts die Hauptstadt des Ordens, dann nacheinander die des Herzogtums, des Königreichs und des Freistaats Preußen. Der ursprüngliche Name Conigsberg zu Ehren des böhmischen Königs Ottokar II. entwickelte sich zu Königsberg auf Deutsch und Krolewiec auf Polnisch. Nach der Einnahme der Stadt durch die Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg erhielt sie 1946 den Namen Kaliningrad in Erinnerung an den Vorsitzenden des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR, Michail Kalinin. 1940 waren dort tausende polnische Offiziere der sowjetischen politischen Polizei hingerichtet worden. 

Umbenennung sorgt für Kritik aus Russland

"Die Benennung einer großen Stadt in der Nähe unserer Grenze nach Kalinin, einem Verbrecher, der für die Entscheidung über die Massenhinrichtung polnischer Beamter in Katyn im Jahr 1940 mitverantwortlich war, löst in Polen negative Emotionen aus", sagte Buda. Russland wollte das Massaker noch bis in die 1990er Jahre nicht eingestehen. Die Verwerfungen im polnisch-russischen Verhältnis äußerten sich am Mittwoch auch in der Einbestellung des polnischen Geschäftsträgers in Moskau. Damit reagierte das russische Außenministerium darauf, dass der russische Botschafter in Warschau am Dienstag von pro-ukrainischen Aktivisten daran gehindert worden war, am sowjetischen Ehrenmal anlässlich des Gedenktags zum Ende des Zweiten Weltkriegs Blumen niederzulegen.

Reuters · AFP
mth

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